Bank gewährte 200-Millionen-Euro-Kredit an Entwickler. Mafia nutzte offenbar Anlage zur Geldwäsche. Gegen HSH wird nicht ermittelt.

Hamburg. Die HSH Nordbank kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Nachdem die desolate Lage der Reeder die Bank auf ihrem Sanierungsweg weit zurückgeworfen hat und Spekulationen über die Inanspruchnahme der Bürgschaft der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein laut wurden, gibt es jetzt einen neuen Krisenfall bei einem Kreditprojekt: Die Bank hatte im Jahr 2007 für eine deutsche Projektentwicklungsgesellschaft die Errichtung eines Windparks in Süditalien finanziert, "der im Sommer dieses Jahres von der zuständigen italienischen Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurde", wie ein Sprecher der Bank dem Abendblatt sagte und damit einen Bericht des "Sterns" bestätigte.

Bei dem Windparkprojekt in der Nähe der Provinzhauptstadt Crotone mit einer Leistung von knapp 100 Megawatt handelt es sich "um ein Geldwäscheprojekt der kalabrischen Mafia", berichtet die Zeitschrift.

Hinter dem Projekt soll der Arena-Clan stecken, der seit Mitte der 70er-Jahre mit Gewinnen aus dem Handel mit Drogen und Waffen sowie Schutzgelderpressung großen Reichtum angesammelt haben soll. Die italienischen Ermittler gehen davon aus, dass der Windpark der Geldwäsche dient und ließen ihn beschlagnahmen.

Die HSH Nordbank wollte sich zu Einzelheiten des Falls nicht äußern, räumte aber ein, bereits seit März 2010 von Ermittlungen der italienischen Behörden zu diesem Projekt zu wissen. "Es gab ein Rechtshilfeersuchen Italiens bei den deutschen Strafverfolgungsbehören und in diesem Zusammenhang haben wir Unterlagen an die Ermittlungsbehörden übergeben und diesen unsere volle Unterstützung zugesichert", sagte der Banksprecher. Gegen die Bank selbst wird nicht ermittelt.

Das Institut sei gutgläubig in diese Sache hineingeraten, heißt es aus Bankkreisen. Die Auswirkungen der Windparkbeschlagnahmung für die Bank seien noch nicht absehbar. Nach Informationen des Abendblatts steht der Windpark zwar jetzt unter der Verwaltung der zuständigen italienischen Staatsanwaltschaft, für die HSH Nordbank hat das aber noch keine finanziellen Auswirkungen. Zins und Tilgung dieses Projekt werden unverändert bedient. Auch in der Vergangenheit habe es keine Ausfälle gegeben, ist aus der Bank zu hören.

"Für uns war das eine ganz normale Projektfinanzierung, die mit umfangreichen Pfandrechten abgesichert wurde", sagte ein Bankmanager. Allerdings können die nach der Beschlagnahme nicht mehr ausgeübt werden.

Geplant und finanziert wurde das Projekt von einer deutschen Entwicklungsgesellschaft, der dafür ein Kredit von rund 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurde. Auch nach Beginn der italienischen Ermittlungen habe es keine Möglichkeit gegeben, durch die Ausübung von Sonderkündigungsrechten aus dem Projekt auszusteigen. Der "Stern" behauptet unter Bezugnahme auf die Ermittlungsakten noch, dass ein Mitglied der Arena-Familie mit einem Direktor der HSH Nordbank befreundet sein soll. Die Bank zeigte sich davon überrascht, denn es gebe keine Indizien, wer das sein soll.

Die HSH Nordbank geht offenbar nicht davon aus, dass die 200 Millionen Euro für den Windpark verloren sind. Das wären dann knapp sieben Prozent des gesamten Kreditvolumens für erneuerbare Energien.

Im ersten Halbjahr war der Konzerngewinn der Bank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 80 Prozent auf 70 Millionen Euro eingebrochen. Grund ist eine erhöhte Risikovorsorge. Spekulationen, dass Bürgschaften in Anspruch genommen werden müssten, wies die Bank aber zurück.