Rücklage sinkt im Schnitt auf 185 Euro pro Monat. Jeder dritte Berufstätige plant Immobilienkauf

Berlin. Es ist inzwischen ein offenes Geheimnis: Ein Durchschnittsverdiener von heute muss gut 27 Jahre arbeiten, um wenigstens eine Rente auf Sozialhilfeniveau zu bekommen. Im Jahr 2035 werden schon 35 Jahre notwendig sein. Wer weniger als der Durchschnitt von derzeit etwa 2600 Euro monatlich verdient, wird noch deutlich länger in die Rentenkasse einzahlen müssen, um im Ruhestand allein mit der gesetzlichen Rente auf das Existenzminimum zu kommen. Auf das Vorsorgeverhalten der Bürger, entsprechend zusätzliche Rentenversicherungen abzuschließen, hat diese Prognose aber offenbar wenig Auswirkungen.

Angesichts der Euro-Krise misstrauen immer mehr Deutsche der privaten Altersvorsorge durch Riester-Renten oder Lebensversicherungen. Stattdessen kaufen viele berufstätige Menschen Häuser und Wohnungen oder hoffen auf Erbschaften, wie aus einer aktuellen Umfrage der Postbank in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach hervorgeht, die gestern vorgestellt wurde. Gleichzeitig treibt die Angst vor einer zu niedrigen Rente mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) um. Allerdings wollen nur 42 Prozent der Berufstätigen deshalb ihre Altersversorgung ausbauen. Das ist ein Negativrekord in der zum zehnten Mal seit 2003 erhobenen repräsentativen Befragung "Altersvorsorge in Deutschland", an der 1642 Bürger über 16 Jahren teilnahmen.

"Alarmierend ist, dass die Bereitschaft zur privaten Altersvorsorge immer weiter sinkt", sagte Postbank-Vorstand Michael Meyer in Berlin. Obwohl vielen Menschen klar sei, dass die Rente niedrig sei, stehe fest: "Es wird in der Summe zu wenig getan." Das sei auch keine kurzfristige Erscheinung, sondern ein längerfristiger Trend.

Ein Beispiel dafür sei das gesunkene Ansehen der staatlich geförderten Riester-Rente, die nur noch 24 Prozent der Deutschen für die ideale Form der Alterssicherung hielten. Vor fünf Jahren waren es noch 31 Prozent. Ihr Schicksal teile die Riester-Rente mit anderen Finanzanlagen, deren Verkauf ebenfalls stagniere.

Rückläufig sind der Studie zufolge die monatlichen Ausgaben für die private Absicherung: Investierten die Bundesbürger 2005 noch im Schnitt 204 Euro im Monat, sind es inzwischen nur noch 185 Euro - ein Minus von fast zehn Prozent. Ein gutes Viertel der Berufstätigen setzt unterdessen auf die liebe Verwandtschaft - und hofft auf eine Erbschaft für die Alterssicherung.

Gefragt sind dagegen Immobilien. Fast jeder Dritte, der seine Altersvorsorge noch ausbauen will, plane den Bau oder Kauf eines Eigenheims. Das ist gut ein Viertel mehr als vor zehn Jahren. Besonders stark legten vermietete Häuser und Wohnungen zu. Meyer warnte aber davor, alles Geld auf die eine Karte Immobilienkauf zu setzen. "Die Streuung von Anlageformen ist immer der bessere Weg."