Auch die beliebte Bahncard wird teurer. Fahrgastverband und Verkehrsclub üben heftige Kritik. Gestiegene Energiekosten als Begründung

Hamburg. Die Deutsche Bahn (DB) erhöht im zweiten Jahr in Folge ihre Preise im Personenverkehr. Das gab das vom Hamburger Rüdiger Grube geführte Unternehmen gestern bekannt. Vom 9. Dezember an müssen die Fahrgäste im Durchschnitt 2,8 Prozent mehr bezahlen. Die Bahncards werden um durchschnittlich 2,4 Prozent teurer.

Der Konzern begründete die Preiserhöhungen mit "kontinuierlich gestiegenen Energiekosten". Mit dieser Begründung waren die Fahrkartenpreise im Herbst 2011 bereits um 3,9 Prozent angehoben worden. "Wir erhöhen die Tarife moderater als die anderen europäischen Bahnen und bleiben auch unter den Preissteigerungen der großen deutschen Nahverkehrsverbünde", sagte Ulrich Homburg, Vorstand Personenverkehr der Bahn. So steigen die Preise im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) zum 1. Januar um 3,5 Prozent. Auch diese Anhebung wurde mit gestiegenen Diesel- und Stromkosten begründet. Nach Angaben der DB legten die Preise bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) um acht Prozent zu. Allerdings hatte es dort im Vorjahr keine Tarifanpassungen gegeben. In der Schweiz steigen die Bahnpreise um bis zu 6,5 Prozent. Drei Prozent mehr müssen die Bahnkunden in den Niederlanden und in Luxemburg ebenfalls vom 9. Dezember an bezahlen.

"Die Preiserhöhung der Bahn liegt deutlich über der Inflationsrate und ist nicht gerechtfertigt", sagte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn dem Abendblatt. Angesichts der gestiegenen Fahrgastzahlen wäre eine Nullrunde möglich gewesen. Bereits im ersten Halbjahr hatte der Konzern so viele Zugreisende befördert wie in keinem Halbjahr zuvor und dabei prächtig verdient. Die Zahl der Fahrgäste stieg zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent auf mehr als eine Milliarde. Der Gewinn nach Steuern kletterte um 22 Prozent auf 794 Millionen Euro.

"Vor neuen Preiserhöhungen hätte die Bahn in Vorleistungen gehen und das Angebot verbessern müssen", sagte Naumann. "Wenn ein Zug bereitgestellt wird, darf es nicht vorkommen, dass er verschmutzt ist und auf den Toiletten das Papier fehlt." Auch solche kleinen Mängel seien sehr ärgerlich. Einsparungen hätte es auch bei den vorbeugenden Instandhaltungen der Züge gegeben. Das erhöhe die Mängelanfälligkeit. Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte die "neunte Fahrpreiserhöhung innerhalb von zehn Jahren". Der VCD-Bundesvorsitzende Michael Ziesak sagte, Umsatzplus und höhere Fahrgastzahlen müssten "eigentlich reichen, um die gestiegenen Energiekosten auszugleichen".

Eine einfache Fahrt im ICE in der zweiten Klasse ohne Ermäßigungen kostet auf der Strecke Hamburg-München noch 135 Euro. Künftig wird der Preis auf 139 Euro steigen, was einem Plus von drei Prozent entspricht. Die Strecke Hamburg-Schwerin wird auch um drei Prozent teurer. Die einfache Fahrt kostet ab 9. Dezember 24,00 Euro. Auf der Strecke Hamburg- Düsseldorf müssen 2,5 Prozent mehr bezahlt werden. Neuer Fahrpreis: 82,00 Euro für eine Fahrt im ICE. Die Bahn verwies darauf, dass nur zehn Prozent der Fahrgäste den Normalpreis bezahlten.

Für ihre Bahncard 25 müssen die Kunden künftig 60 Euro bezahlen, einen Euro mehr als bisher. Die Bahncard 50 verteuert sich in der zweiten Klasse um sieben auf 247 Euro. Bisher können Bahncard-Inhaber in vielen Städten nach der Ankunft vom Zielbahnhof kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiterfahren. Dieses Angebot will die Bahn auch auf die Anreise ausdehnen, sodass auf dem Weg zum Bahnhof kein Nahverkehrsticket mehr gelöst werden muss. Sollte diese Zusatzleistung, über die derzeit noch verhandelt wird, tatsächlich kommen, würde der Preis für die Bahncard um bis zu zwei weitere Euro steigen. Stabil bleiben die Sparangebote mit 29 Euro innerhalb Deutschlands und 39 Euro für das Europa Spezial sowie die Kosten für die Platzreservierung.