Und wieder müssen die Kunden der Deutschen Bahn für ihr Ticket tiefer ins Portemonnaie greifen. Um 2,8 Prozent erhöht das Unternehmen Anfang Dezember seine Preise. Bereits vor gut einem Jahr hatte der Staatskonzern die Tarife um satte 3,9 Prozent angehoben. Bahn fahren - vor allem auf den Schnellstrecken zwischen deutschen Großstädten - wird zu einem Privileg der Besserverdienenden. Immer weniger Bundesbürger können es sich leisten, für eine einfache Fahrt von Hamburg nach München 139 Euro pro Person auszugeben. Dabei wäre die Preiserhöhung oberhalb der Inflationsrate aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht notwendig gewesen.

Denn im ersten Halbjahr verzeichnete der Konzern nicht nur einen Passagierrekord. Zugleich schoss der Gewinn nach Steuern um mehr als 20 Prozent nach oben. Mit Blick auf diese Zahlen klingt die Begründung des Unternehmens vorgeschoben. Wieder einmal sind die angeblich so stark gestiegenen Stromkosten schuld. Dabei dürfte vor allem der Blick auf die höheren Benzinpreise den Bahnvorstand zu seiner Entscheidung bewogen haben. Denn im Vergleich zu den unverschämten Aufschlägen an den Zapfsäulen kommt die Verteuerung der Bahntickets fast schon bescheiden daher. Der Konzernvorstand hat die Gunst der Stunde genutzt.

Nehmen allein ist allerdings keine Erfolg versprechende Strategie. Die Bahn-Manager sollten auch geben, genauer gesagt: investieren. In Pünktlichkeit, Komfort, wetterfeste Strecken und Züge. Man darf bereits gespannt sein - auf den nahenden Winter.