Paul Bethke und Jakob Berndt erhalten den Preis in der Kategorie Existenzgründer

Hamburg. Die Idee zur Weltverbesserung kam Paul Bethke, 31, bei einem Glas Limonade. Nach dem Baden saß er am Strand von Sri Lanka, schlürfte einen Drink aus frisch gepresstem Limettensaft und sinnierte darüber, dass es so etwas auch in Deutschland geben müsste. Ein Getränk aus frischen Zutaten, von deren Verkauf nicht irgendwelche Großkonzerne, sondern die Bauern vor Ort profitieren sollten. Entwicklungshelfer für eine große, deutsche Organisation war Bethke damals. Doch von der Verwendung der Hilfsgelder war der studierte Volkswirt enttäuscht. "Die Helfer schickten ihre Kinder auf Privatschulen, die sich die Einheimischen nicht leisten konnten."

Bei Bethkes eigenem Unternehmen Lemonaid sollte es anders laufen. Zurück in Deutschland tüftelte er zusammen mit seinem Schulfreund Jakob Berndt, 31, monatelang die richtige Rezeptur für seine Fairtrade-Limo aus. In einer WG-Küche im Karo-Viertel stampften die beiden Limetten, experimentierten mit der richtigen Menge Rohrzucker und brühten zugleich kannenweise grünen Tee für ein weiteres Erfrischungsgetränk namens Charitea auf - abgeleitetet von Charity, dem englischen Begriff für Wohltätigkeit.

"Meine Geburtstagsparty haben wir dazu genutzt, um die ersten Marktforschungstests anzustellen", erzählt Berndt, der für die gemeinsame Firma einen gut bezahlten Job bei der Werbeagentur Jung von Matt sausen ließ. Die Freunde bekamen diverse Limo-Varianten vorgesetzt und mussten dazu Fragebogen ausfüllen. Als die Rezeptur perfekt war, suchten sich die Jungunternehmer einen Biobetrieb in Nordbayern, um ihre Kreation abfüllen zu lassen. "Denen mussten wir aber erst einen 5000-Liter-Kessel für das Aufbrühen des Tees besorgen", sagt Bethke.

Heute arbeiten rund 15 Mitarbeiter für Lemonaid. 1,5 Millionen Flaschen ihres trendigen Getränks haben Bethke und Berndt im vergangenen Jahr abgesetzt, in diesem Jahr sollen es schon 2,3 Millionen sein. Nach Hamburg und großen Städten wie Berlin, Frankfurt und Leipzig nehmen die Chefs nun den Südwesten der Republik ins Visier. "Dort gibt es noch jede Menge weißer Flecken, an denen wir nicht präsent sind", sagt Bethke.

Dem sozialen Gedanken sind die Gründer treu geblieben: Sie zahlen Bauern in Asien oder Südamerika und Südafrika nicht nur auskömmliche Preise im Rahmen des Transfair-Systems, sondern unterstützen mit fünf Cent pro Flasche auch direkt mehrere Hilfsprojekte. So finanziert Lemonaid etwa eine Berufsschule in einer vom Teeanbau geprägten Region Sri Lankas. Zum Tischler, Näher oder Kfz-Mechaniker können sich die Schüler hier ausbilden lassen, um vom Teeanbau unabhängiger zu werden. In Mexiko soll demnächst eine Hochschule für indigene Minderheiten hinzukommen, in der Frauen zu Unternehmerinnen ausgebildet werden.

Insgesamt 120 000 Euro werden in diesem Jahr an Hilfsorganisationen fließen. "Damit geht nahezu unser gesamter Gewinn in die Projekte", sagt Paul Bethke. Natürlich zahlen sich die Chefs selbst ein angemessenes Gehalt als Geschäftsführer. "Unsere Bankberater schütteln aber manchmal den Kopf, wie gering unsere Vergütung ausfällt", ergänzt Jakob Berndt. "Doch letzten Ende geht es uns hier nicht darum, viel Geld zu scheffeln, sondern darum, unser Hilfsversprechen einzulösen."