Wegen des Arbeitskampfes bei der Lufthansa dürften auch andere Fluggesellschaften Probleme bekommen

Hamburg. In den 24-Stunden-Streik der Lufthansa-Flugbegleiter schaltet sich jetzt auch die Deutsche Flugsicherung (DFS) ein. Denn die Folgen des Arbeitskampfes könnten auch andere Airlines treffen. Landeverbote, wie sie an den bisherigen Streiktagen ausgesprochen wurden, seien auch heute denkbar, sagte DFS-Sprecher Axel Raab. Ursache dafür ist der Mangel an Stellplätzen, der sich durch die zahlreichen parkenden Lufthansa-Flugzeuge ergeben kann, die nicht wie sonst in der Luft sind. Raab sagte, die Flughäfen analysierten die Situation und würden dann die DFS bitten, Anweisungen zu geben. In den vorherigen Streik-Tagen betraf das Landeverbot Flugzeuge von anderen europäischen Flughäfen, die dort noch nicht gestartet waren.

Der Chaos-Freitag im deutschen Flugverkehr ist damit unwiderruflich programmiert: Selbst bei einer kurzfristigen Annäherung des Unternehmens und der Gewerkschaft UFO könnte die Lufthansa nur noch wenige der 1200 gestrichenen Verbindungen wieder aufnehmen. Auch der Hamburger Flughafen ist betroffen. Von den geplanten 180 Starts und Landungen können laut einem Lufthansa-Sprecher heute tatsächlich nur ein Viertel erfolgen.

"Der Schaden ist eingetreten", sagte Unternehmenssprecher Peter Schneckenleitner. Auf beiden Seiten gab es bislang keine Signale der Gesprächsbereitschaft. Die Lufthansa bot zwar am Mittwoch noch eine Schlichtung an, allerdings nur unter streng definierten Bedingungen. Diese Auflagen hatte die Gewerkschaft stets zurückgewiesen. Auch auf das jüngste Gesprächsangebot der Lufthansa reagierte UFO-Chef Nicoley Baublies eher zurückhaltend: "Wenn die Lufthansa eine Schlichtung anrufen möchte, um diesen Konflikt abzuwenden, dann sind wir gesprächsbereit, das haben wir immer signalisiert." Mehr sagte er nicht. UFO will heute alle deutschen Standorte der Lufthansa ganztägig bestreiken. Lediglich 600 der 1800 geplanten Flüge sollen stattfinden. Die Gewerkschaft streikt für höhere Löhne und gegen die Ausgliederung von Stellen in niedrigere Tarife.

Als Teil der Vorbereitungen auf den Streik fielen bereits gestern knapp 50 Lufthansa-Flüge aus. Ein Großteil davon betrifft die Langstrecken, bei denen die Flugzeuge schon gestern in Übersee abflogen und am heutigen Freitag Deutschland erreichen sollen. Theoretisch könnten deren Landungen zwar noch klappen, doch Lufthansa will vermeiden, dass die Passagiere in Frankfurt oder München - den beiden Drehkreuzen der Airline - festhängen.

Rund 18 000 Flugbegleiter und Purser (Kabinenchefs) arbeiten bei der Lufthansa Passage. Das Anfangsgehalt von Flugbegleitern beginnt inklusive von Zuschlägen bei 1700 Euro im Monat und endet bei rund 4000 Euro. Die besser bezahlten, knapp 3300 Purser leiten den Service an Bord, sind für die Sicherheit verantwortlich und auch in der Ausbildung tätig. Ihre Bezeichnung kommt von dem englischen Wort Purse für Geldbeutel. Altgediente Purser im Europaverkehr verdienen mehr als 71 000 Euro im Jahr - im Interkontinentalverkehr liegt das Einkommen noch höher. In großen Zeitungsanzeigen entschuldigte sich die Fluggesellschaft bei ihren Kunden für die Unannehmlichkeiten wegen des Ausstands. "Wir halten diesen Streik für unverhältnismäßig", schreibt der Vorstand. "Er fügt dem Unternehmen hohen finanziellen Schaden zu und beschädigt das Ansehen der Marke Lufthansa."