Heute droht Streik der Stewards und Stewardessen. Zehntausende Passagiere betroffen

Hamburg. Die Lufthansa steht vor einem der folgenreichsten Arbeitskämpfe ihrer Unternehmensgeschichte. Nachdem die Hoffnung geschwunden ist, im Tarifstreit mit der Flugbegleitergewerkschaft UFO doch noch zu einer Einigung zu kommen, bereitet sich die größte europäische Fluggesellschaft fieberhaft auf den für heute angekündigten 24-Stunden-Streik ihrer Stewards und Stewardessen vor. Etwa zwei Drittel der Verbindungen wurden gestrichen, von den geplanten etwa 1800 Flügen dürften wohl 1200 entfallen, sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Auch den Hamburger Flughafen wird der Arbeitskampf empfindlich treffen. Drei Viertel der 180 Starts und Landungen, die die Lufthansa regulär an einem Freitag ansetzt, wurden storniert, Tausende Fluggäste sind betroffen. Schon gestern versuchte das Personal des Hamburger Flughafens Fuhlsbüttel alles, um das ganz große Chaos zu verhindern. "Die Lufthansa hat ihre Passagiere sehr gut informiert. Dank E-Mail und SMS kann man die Kunden heutzutage gut erreichen", sagte Flughafensprecherin Stefanie Harder. Überdies werde man mehr Personal als üblich einsetzen, um die Passagiere über die Streiklage zu informieren.

In Deutschland insgesamt dürfte die Zahl der Passagiere, die an den 15 von der Lufthansa angeflogenen Flughäfen festsitzen, vermutlich in die Hunderttausende gehen. Der Flughafen Frankfurt stellt bereits Feldbetten bereit, falls Fluggäste im Transitbereich übernachten müssen.

Auch heute noch könnten vom Streik betroffene Lufthansa-Kunden ihre Flugtickets online oder am Schalter kostenlos annullieren und, falls es noch Plätze gibt, mit den Lufthansa-Konkurrenten fliegen, sagte ein Unternehmenssprecher. Ab Frankfurt und München sollen jeweils etwa ein Dutzend Langstreckenmaschinen starten.

Abheben können auch die Lufthansa-Töchter wie Germanwings und die Lufthansa-Regionalflieger wie Contact Air oder Augsburg Airlines. Sie werden nicht bestreikt. Kunden würden auch bei den Konzern-Airlines Austrian und Swiss oder anderen Fluggesellschaften untergebracht. "Die Kosten dafür übernehmen wir", sagte der Lufthansa-Sprecher.

Die Lufthansa-Konkurrenten wittern ein großes Geschäft und stocken ihre Kapazitäten kurzfristig auf. So will Air Berlin größere Maschinen einsetzen - auch in Hamburg. British Airways geht nach Aussagen eines Sprechers in London auf den Strecken von und nach Deutschland ebenfalls mit größten Jets an den Start. Auch die Mietwagenfirmen bereiten sich auf einen Kundenansturm vor.

Die Bahn will "alle zur Verfügung stehenden Züge bereitstellen", um die zusätzlichen Fahrgäste aufnehmen zu können. Bei Bedarf würden in besonders stark genutzten Bahnhöfen zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt, hieß es gestern. Vor allem auf den Strecken Frankfurt-München, Frankfurt-Berlin und München-Stuttgart rechnet die Bahn mit großem Andrang. Das Unternehmen empfahl Reisenden eine Sitzplatzreservierung. Gestrandete Lufthansa-Kunden können im innerdeutschen Verkehr ihre Tickets in Reisegutscheine für die Bahn umwandeln lassen. Dieser Gutschein gilt als Fahrschein.