Betriebe müssen bei der Auswahl flexibler werden, fordert Chef der Hamburger Arbeitsagentur. Auszubildende sollten nicht nur auf Traumjob setzen.

Hamburg. Trotz des gestiegenen Ausbildungsplatzangebots wird es in Hamburg offenbar immer schwieriger, die Wünsche der jungen Menschen und die Vorstellungen der Betriebe unter einen Hut zu bringen. So sind nach Angaben der Hamburger Agentur für Arbeit aktuell immerhin rund 3350 Lehrplätze in der Stadt noch unbesetzt, während gleichzeitig mehr als 2800 Bewerber kurz vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch einen passenden Platz suchen.

Am begehrtesten ist laut Arbeitsagentur eine Stelle als Kaufmann im Einzelhandel, danach folgen die Ausbildung als Verkäufer und medizinischer Fachangestellter auf der Beliebtheitsskala. "Um die Dynamik auf beiden Seiten zu erhöhen, sollten Jugendliche sich alternative Traumberufe überlegen", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur, Sönke Fock. Gleichzeitig müssten Ausbildungsbetriebe auch vermeintlich schwächeren Bewerbern die Chance geben, in einem Vorstellungsgespräch überzeugen zu können.

+++ 600 Bewerber für 45 Lehrstellen im Luxushotel an der Alster +++

+++ Zum Ausbildungsbeginn: Mehr Lehrstellen als im Vorjahr +++

Laut dem jüngsten Bericht zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt waren im Juli in Hamburg unter anderem 151 Lehrstellen für künftige Friseurinnen beziehungsweise Friseure noch frei, ebenso 89 Plätze für Köche und 83 Plätze für Fluggerätmechaniker.

Auch in Schleswig-Holstein sind noch zahlreiche offene Ausbildungsplätze bei den Unternehmen zu haben. Etwa 4600 Stellen sind bislang unbesetzt, wie ein Sprecher der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Im nördlichsten Bundesland suchen derzeit rund 4350 Bewerber nach einer Ausbildungsstelle. Noch nie seien die Chancen auf einen Ausbildungsplatz größer gewesen, sagte Margit Haupt-Koopmann, Chefin der Regionaldirektion Nord. Vor allem im Einzelhandel böten sich viele gute Einstiegsmöglichkeiten. Hier seien noch knapp 460 Lehrstellen frei.

Auf Platz zwei der Berufe mit den besten Erfolgsaussichten für Bewerber landet der Verkäufer mit circa 270 freien Plätzen, gefolgt von dem Bäckereifachverkäufer und dem Koch mit jeweils etwa 250 noch unbesetzten Ausbildungsplätzen.

Insgesamt bleibt die Lage auf dem deutschen Ausbildungsmarkt brisant. Wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dapd in den Ländern ergab, fehlen der Wirtschaft Zehntausende qualifizierte Bewerber. Vor allem im Süden suchen die Betriebe händeringend nach Nachwuchs. So werden in Baden-Württemberg voraussichtlich Tausende Lehrstellen unbesetzt bleiben: Knapp 70.000 Stellen stehen nur knapp 60.000 Interessenten gegenüber.

In vielen Fällen sind die Firmen jedoch auch unzufrieden mit dem Bildungsniveau und der Motivation der jungen Menschen. "Wir haben deutlich schlechtere Bewerber als noch vor ein paar Jahren", sagte der Leiter des Geschäftsbereichs Ausbildung bei der IHK der Pfalz, Michael Böffel. Manche Betriebe gäben sich nun schon mit einem Notendurchschnitt von 3,5 bei der mittleren Reife zufrieden.