Die Hamburger Unternehmerin Kathrin Bruun fertigt aus heimischen Kräutern eine bunte Vielfalt von Pestos, Chutneys und Saucen.

Hamburg. Die Produkte von Kathrin Bruun erinnern an einen Ausflug in die Natur, an ein Picknick auf einer Sommerwiese, an Pilze sammeln im erdig duftenden Wald. Kathrin Bruun entwickelt und verkauft Wald und Wiese auf dem Teller, kreiert exotische Kombinationen wie Wildkräuterpesto, Petersilie-Mandel-Pesto, Rhabarber-Erdbeer-Chutney oder Zitronen-Melissen-Sirup. "Ich war schon als Kind am liebsten in der Natur", sagt Bruun lächelnd und erinnert sich an die unbeschwerten Tage, die sie mit ihren Eltern im Ferienhaus am Stocksee erlebt hat.

Bis heute hat sich die 39-Jährige diese Neigung bewahrt, hat mittlerweile selbst zwei Kinder, und entschied sich im vergangenen Jahr, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Sie gründete die Firma Die feinen Wilden. Zum Sortiment gehört alles, was aus der Region kommt, möglichst bio oder wild wächst, und dass sich zu Pestos, Chutneys oder Salzen mixen lässt.

Auch in der kultivierten Natur der Alsterwiesen in Harvestehude, wo das Abendblatt Bruun zum Gespräch trifft, entdeckt die Unternehmerin jede Menge essbare Pflanzen. "Das hier ist Gundermann, der wächst in fast jedem Garten und schmeckt wunderbar zu weißer Schokolade", sagt die Kräuterkennerin und zupft ein grünes Blatt ab, das ätherisch-herb duftet. Nebenan sprießt eine Brennnessel, "die kann man wie Spinat verwenden, und Brennnessel ist sogar noch gesünder und aromatischer", schwärmt Kathrin Bruun und wischt sich lachend ein paar Insekten von den Beinen, denn das Gespräch findet aus Versehen auf einer Ameisenstraße statt.

+++++Pflanzenexpertin zeigt Delikatessen vom Wegesrand+++++

Die Gründerin hat ursprünglich den Beruf der Verlagskauffrau erlernt, lange arbeitete sie in einem großen Hamburger Medienhaus und bei einer Vermarktungsagentur. Doch dann verspürte sie den Wunsch, beruflich noch einmal umzusatteln. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Kräuterkunde, nahm an botanischen Spaziergängen teil und las ganze Regale voller Bücher über ihr neues Lieblingsthema. Für die Entwicklung ihrer Rezepte muss sich die Unternehmerin ebenfalls nicht quälen: "Ich koche leidenschaftlich gern und probiere immer wieder etwas Neues aus."

Zu den Abnehmern gehören inzwischen etliche Feinkostläden in Hamburg, etwa Biofrische im Mercado oder Delikat St. Pauli. Die Kantine des Axel-Springer-Verlags kocht mit ihren Pestos, und auch auf Märkten sind die Leckereien zu bekommen. "Ich habe so viel Nachfrage, dass ich jetzt in neue Püriermaschinen investieren und Mitarbeiter für die Produktion einstellen muss", freut sich Kathrin Bruun.

+++++Mit der "Kräuterhexe" auf Wandertour+++++

Schließlich hat sie mit ihrer Geschäftsidee den Nerv der modernen Gesellschaft getroffen. Ihr junges Unternehmen profitiert von Verbrauchern, die auf Lebensmittelskandale und eine oft intransparente Herkunft der Produkte reagieren und sich wieder auf regionale und möglichst naturbelassene Waren besinnen. Die Biosupermärkte, die inzwischen in jeden Stadtteil Einzug gehalten haben, eine Renaissance der vergessenen Kartoffel- oder Apfelsorten und die Städter, die auf Mietparzellen Tomaten oder Salatköpfe ernten, belegen dieses Trend.

Die Bundesbürger kaufen jährlich für fast sechs Milliarden Euro Biolebensmittel - mit steigender Tendenz. Damit ist Deutschland nach den USA der zweitgrößte Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel. Wachstumstreiber sind in erster Linie Lebensmittelketten und Discounter, die mit Bioprodukten in ihren Sortimenten höhere Gewinnmargen anstreben.

Auch Kathrin Bruun bietet Bioprodukte an, aber nicht ausschließlich. Sie bezieht die Zutaten frisch vom Markt, aus dem Knick oder vom Bauernhof. Die Wildkräuter stammen von einer Bioland Gärtnerei aus Schleswig-Holstein. Und manchmal sind die Zutaten - auch da kommt wieder ihre Liebe zur Natur ins Spiel - von der Chefin selbst gesammelt.