Pflanzenexpertin Almut Roos aus Hetlingen zeigt in Seminaren, wie aus Wildkräutern schmackhafte Gerichte werden und wofür sie gut sind.

Haseldorf. Unkraut ist lästig. Wer einmal Giersch im Garten hat, wird ihn nicht mehr los. Dass es eigentlich gar kein Unkraut gibt, weiß Almut Roos. Sie leitet Seminare des Naturschutzbundes (Nabu) Elbmarschen. Das Motto: "Nahrhafte Landschaft". Almut Roos zeigt auf, welche Wildkräuter - so der richtige Name für jene kleinen Pflanzen, denen der Ziergarten-Besitzer den Kampf angesagt hat - essbar sind. Zudem kennt Almut Roos Rezepte für richtig leckere Wildkräuter-Gerichte.

Brennnessel, Schafgarbe, Vogelmiere. Almut Roos weiß genau, welches Kraut wann am besten schmeckt und wie es zu verwenden ist. Beim Streifzug durch den Kräutergarten zeigt sie sowohl Pflanzen, die jedem bekannt sein dürften, als auch solche, die kaum jemand kennt. "Die Vogelmiere ist an ihren kleinen Sternblüten zu erkennen. Sie ist gesund, hat viel Vitamin C", sagt Roos. "Vogelmiere verbreitet sich schnell, hat mehrere Vegetationsperioden im Jahr." Der Geschmack der Vogelmiere erinnere an jungen rohen Mais. "Sie sollte aber nicht in großen Mengen verzehrt werden, weil die Vogelmiere den Bitterstoff Saponin enthält", sagt die Fachfrau.

Eine Pflanze, die jeder schon einmal gesehen hat, ist der Spitzwegerich. Das Gewächs ist als Heilpflanze bekannt, oft in Hustensaft enthalten. "Blütenknospen und Blätter sind essbar und können zu Sirup verkocht werden", sagt Almut Roos. "Wegen der antibiotischen Stoffe, die im Spitzwegerich enthalten sind, schimmelt der Sirup nicht und ist ziemlich lange haltbar." Die Blätter schmecken leicht bitter, können außerdem getrocknet als Tee verwendet werden.

"Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie viele Kräuter in ihrem Garten oder beim Spaziergang zu finden sind", sagt Almut Roos. Genau das möchte sie durch ihre Seminare ändern. "Die Teilnehmer sollen ihren Blick schärfen, die Merkmale erkennen, die die Pflanzen ausmachen. Durch eigenes Beobachten lässt sich die Natur neu erleben", sagt Roos. Sie stellt den Teilnehmern die Pflanzen vor, lässt sie Blätter sammeln und diese anschließend zuordnen. Gekocht wird auch. "Die Gerichte bestehen nicht nur aus den Wildkräutern, wir verwenden natürlich auch andere Zutaten", sagt sie.

Die Landschaftsplanerin kümmerte sich erst nur um den Kräutergarten am Nabu-Naturschutzzentrum am Haseldorfer Hafen. Im vergangenen Jahr organisierte sie erstmals die Wildkräuter-Seminare. "Sie wurden gut angenommen, also biete ich in diesem Jahr wieder einige Termine an", sagt Almut Roos. Die Seminare richten sich dabei nicht nur an Erwachsene, auch Kinder sind willkommen. "Hier auf dem Nabu-Gelände sind die Kräuter nicht gedüngt oder gespritzt und können ohne bedenken verzehrt werden."

Besonders aus Brennnesseln ließen sich viel Gerichte zubereiten werden, sagt Roos. "Verwenden sollte man die obersten vier Blätterpaare. Man kann sie sofort essen, in einer Friteuse ausbacken oder sie trocknen und als Tee zubereiten." Vor allem die jungen Pflanzen seien sehr gesund. "Sie haben siebenmal mehr Vitamin C als eine Orange." .

Alltägliche Pflanzen wie das Gänseblümchen lassen sich bedenkenlos essen, wenn sie nicht durch Abgase belastet sein könnten. "In fast jedem Garten finden sich Gewächse wie wilder Majoran, Gundermann, Löwenzahn oder die gefleckte Taubnessel", sagt Roos. Blätter, Blüten, Wurzeln, alles lasse sich als Würze, Salat, getrocknet als Tee, oder als Beilage zu anderen Gerichten verwenden.

Wer Giersch im Garten hat, dem bietet Almut Roos eine simple Möglichkeit, ihn loszuwerden: essen. "Giersch schmeckt toll als Tee, Salat oder mit anderen Kräutern als Pesto", sagt sie. Der Geschmack des Giersches ähnele bei jungen Pflanzen Petersilie und bei älteren eher der Kartoffel. "Giersch ist sehr aromatisch, lässt sich auch sehr gut als Würze verwenden."

Das nächste Seminar von Almut Roos findet am Sonnabend, 12. Mai, im Nabu-Schutzgebietszentrum am Haseldorfer Hafen in Haseldorf-Scholenfleth statt. Beginn ist um 14 Uhr, die Kosten betragen fünf Euro pro Person. Die Anmeldung kann bis Freitagabend unter Telefon 04129/955 49 11 erfolgen