150 Hamburger Airbus-Beschäftigte arbeiten in der Lackierhalle in Finkenwerder an den größten Passagierjets der Welt.

Hamburg. Bei dieser Beleuchtung bleibt keine Unregelmäßigkeit verborgen: Die langen Reihen von Lampen mit tageslichtähnlichem Licht spiegeln sich in der schneeweißen Oberfläche des Riesenfliegers. Auf einer steuerbaren Arbeitsbühne, deren Teleskophalterung von der 19 Meter hohen Hallendecke herabreicht, ziehen mehrere Airbus-Mitarbeiter Klebestreifen vom Rumpf ab. Die Männer bereiten den ersten A380-Jet, den die Lufthansa erhalten wird, auf die letzten Arbeitsschritte in der weitläufigen Lackierhalle des Flugzeugbauers vor: In den nächsten Tagen wird eine Schicht Klarlack aufgesprüht, die den doppelstöckigen Flieger noch brillanter strahlen lässt. An seinen Seiten prangt schon der Firmenname des Kunden, das blaue "L" ist 1,80 Meter hoch.

"Das hier ist alles Handarbeit", sagt Bernd Ahrens (47), als Produktionsleiter verantwortlich für mehr als 150 Beschäftigte in der Hamburger A380-Lackierhalle, laut Airbus der modernste Betrieb dieser Art auf der Welt. Tatsächlich lackiert wird allerdings nur in einem Bruchteil der Liegezeit von rund 14 Tagen. Zunächst reinigen die Mitarbeiter von Ahrens die Außenhaut des Jets und schleifen sie an. Außerdem müssen unter anderem die 220 Kabinenfenster sorgfältig einzeln mit Folie abgedeckt werden. In einem Nebenraum der Halle lagern mehr als 15 verschiedene Sorten Klebeband. "Einige sind speziell für diesen Zweck entwickelt worden", sagt Ahrens.

Wenn dann aber die Farbe aufgetragen wird, geht alles ganz schnell, damit die Lackschicht nicht ungleichmäßig dick wird: 24 Lackierer mit Sprühpistolen brauchen nur eine Stunde für den A380-Rumpf mit seiner Oberfläche von immerhin 3500 Quadratmetern. Fünf Grundierungs- und Farbschichten erhält der Lufthansa-Flieger, zusammen wiegen sie nach der Trocknung rund 650 Kilogramm.

Dabei ist die Arbeit an dieser Maschine vergleichsweise simpel. Die Flugzeuge für Emirates mit den vielen Farben und den arabischen Schriftzügen in Gold oder auch die Jets für Air France mit dem subtilen Farbverlauf im Logo halten dagegen ihre besonderen Herausforderungen bereit.

Generell gilt aber: Fluggesellschaften sind sehr empfindlich, wenn es um das Erscheinungsbild ihrer Flotte geht. So ist weiß nicht gleich weiß, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht: "Jede Airline schreibt ihre ganz spezielle Schattierung vor - mal wärmer, mal kälter oder auch mit Graustich", erklärt Ahrens.

Trotz des frisch lackierten Megafliegers riecht es in der 213 Meter langen Halle nur dezent nach Farbe. Denn enorme Ventilatoren tauschen bis zu 18-mal pro Stunde die Luft aus. Eine zweite, ebenso ausgestattete Halle nebenan wird bei den aktuellen A380-Produktionsraten noch nicht genutzt. Dafür arbeiten die Kollegen von Ahrens in vier Schichten rund um die Uhr und auch am Wochenende: "Hier geht eigentlich nie das Licht aus."

Auch an dem Lufthansa-Jet bleibt noch einiges zu tun, bis Prüfer des Kunden am 5. Februar die Lackierarbeiten abschließend unter die Lupe nehmen. Danach muss der A380 mit der Zulassung D-AIMA noch einmal in eine Montagehalle nebenan, wo die Kabinenausstattung komplettiert wird, bis der Kranich-Konzern - voraussichtlich im Mai - sein neues Flaggschiff in Empfang nehmen kann.

"Wenn ein Flugzeug aus der Lackierhalle ans Tageslicht gezogen wird, ist das für mich auch nach etlichen Jahren in diesem Geschäft immer noch ein Gänsehaut-Gefühl", bekennt Ahrens. "Aber das muss wohl auch so sein, sonst wäre es Zeit, sich einen anderen Job zu überlegen."