In Hamburg wurde das 6000. Flugzeug an Emirates ausgeliefert. Ziel ist die Produktion von zwei A380 im Monat. Spezialisten gesucht.

Hamburg. Im 40. Jahr nach der Unternehmensgründung hat Airbus einen neuen bedeutenden Meilenstein erreicht: In Hamburg feierte der Flugzeugbauer gestern die Auslieferung seines 6000. Jets. Die Jubiläumsmaschine ist - wohl nicht zufällig - ein doppelstöckiger A380 für den wichtigsten Airbus-Kunden, die arabische Fluggesellschaft Emirates. Gleichzeitig ist es der 25. A380, der in den Liniendienst geht, und der achte von den 58 Jets, die Emirates bestellt hat. Diese 58 Jets seien "eine atemberaubende Zahl", wie Airbus-Chef Thomas Enders sagte.

Zwar habe dieses Flugzeugprogramm "einige Herausforderungen" bereitgehalten. "Aber besonders Emirates hat uns vertrauensvoll unterstützt", so Enders. "Die Passagiere lieben diese Maschine", fügte er an. Trotz der Branchenkrise habe es keine Stornierung für diesen Flugzeugtyp gegeben und auch dies sei ein Zeichen des Vertrauens und der Hoffnung in den A380. Eine schlechte Nachricht gab es jedoch für Leihkräfte im Hamburger Werk: 1000 Zeitarbeiter, die Airbus zur Bewältigung der Produktionsprobleme beim A380 zusätzlich angeworben hatte, werden über das Jahr 2010 hinaus nicht mehr benötigt. Aktuell arbeiten bei Airbus in Hamburg rund 12 000 fest angestellte Beschäftigte und etwa 5000 Leihkräfte.

Das Abendblatt sprach mit Enders über die Perspektiven für 2010.

Abendblatt: Das neue Jahr hat zwar mit einem Jubiläum begonnen. Aber wird 2010 für Airbus ein schlechteres Jahr als 2009?

Thomas Enders: Das ist noch offen. Entscheidend ist, wie sich die gesamtwirtschaftliche Lage entwickelt. Jedenfalls wird es eine Reihe von Herausforderungen bringen: Bei vielen Fluggesellschaften sind die Liquiditätspolster abgeschmolzen. Und der Dollarkurs hat sich weiter nach unten bewegt. Wir wissen schon heute, dass der schwache Dollar allein unseren Ertrag um rund ein Milliarde Euro drückt. Darüber hinaus ist die Produktion bei der A350 gestartet, nächstes Jahr beginnt die Endmontage, 2012 wollen wir erstmals fliegen. Das bedeutet, dass in der jetzigen Phase auch ganz planmäßig hohe Kosten bei der A350 anfallen.

Abendblatt: Wie sieht vor diesem Hintergrund die Personalplanung für 2010 aus?

Enders: Da erwarte ich keine wesentliche Änderung. In einzelnen Entwicklungsbereichen suchen wir sogar noch Spezialisten. Das alles gilt allerdings unter der Voraussetzung, dass wir etwa so viele Flugzeuge ausliefern wie 2009, sich die Wirtschaft weiter erholt und dass uns der Militärtransporter A400M nicht wegbricht.

Abendblatt: Aber in Hamburg müssen dennoch 1000 Leiharbeiter gehen?

Enders: Der Abbau hat zwei Seiten: Nach den anfänglichen Schwierigkeiten normalisieren sich endlich die Fertigungsabläufe bei der A380. Wir werden immer effizienter. Für das A380-Programm ist das natürlich ein positives Zeichen. Das bedeutet aber auch, dass wir den außerordentlich hohen Stand befristet beschäftigter Mitarbeiter abbauen werden.

Abendblatt: Wann wird Airbus beim A380 die ursprünglich anvisierte Fertigungsrate von vier Jets pro Monat erreichen? Und wird es nicht noch Jahrzehnte dauern, bis Airbus mit dem Riesenflieger Geld verdient?

Enders: Von vier A380 pro Monat träume ich nicht. Unser nächstes Ziel lautet zwei Flieger im Monat. Nachdem wir unsere Ziele 2009 deutlich verfehlt haben, haben wir ein Anschubprogramm aufgelegt. Ich bin zuversichtlich, dass wir damit die Zahl der ausgelieferten A380 in diesem Jahr auf 20 verdoppeln können. Sicher brauchen wir noch einige Jahre, bis wir mit diesem Programm die Gewinnschwelle erreichen. Aber es wird nicht Jahrzehnte dauern.

Abendblatt: Zurück zum Gesamtgeschäft von Airbus: Wie weit in das Jahr 2010 hinein können Sie relativ sicher planen, weil die Finanzierung der zur Auslieferung anstehenden Flugzeuge steht?

Enders: Wenn wir davon ausgehen, dass es nicht zu neuen Krisen an den Finanzmärkten kommt und die Erholung der Wirtschaft sich fortsetzt, haben wir bis ins zweite Halbjahr hinein relativ hohe Planungssicherheit.

Abendblatt: Airbus hat im vergangenen Jahr 497 Jets an die Kunden übergeben. Aber wie viele Auslieferungen sind auf Wunsch der Fluggesellschaften verschoben worden?

Enders: Glücklicherweise gab und gibt es dafür andere Fluggesellschaften, die Bedarf nach neuen Maschinen sehen und die Chance gerne nutzen, ihre Jets früher zu erhalten als ursprünglich vereinbart. In den 18 Monaten seit Ausbruch der Krise sind insgesamt etwa 600 Auslieferungen zeitlich nach vorne oder nach hinten bewegt worden.

Abendblatt: Einen Nachfolger für das Airbus-Basismodell, die A320-Flugzeugfamilie, soll es nicht vor dem Jahr 2020 geben. Was wird getan, um diese Jets bis dahin noch einmal technisch aufzufrischen?

Enders: Wir haben schon im vergangenen Jahr beschlossen, die Flugzeuge mit sogenannten Sharklets, das sind nach oben knickende Tragflächenspitzen, auszurüsten. Damit kann man bis zu 3,5 Prozent Treibstoff sparen. In diesem Jahr steht die Entscheidung an, ob wir die A320-Familie mit einer neuen Triebwerksgeneration ausrüsten, die etwa vom Jahr 2015 an weitere deutliche Einsparungen ermöglichen würde. Mit solchen Verbesserungen halten wir diese Flugzeuge bis über 2020 hinaus konkurrenzfähig.