Cuxhaven, Brunsbüttel, Glückstadt und Stade verbünden sich mit Hamburg gegen Nordsee-Konkurrenz.

Glückstadt. Vor fast 400 Jahren gründete Dänen-König Christian IV. Glückstadt, um dem Hamburger Hafen das Wasser abzugraben. Am Freitag wurde die alte Fehde im historischen Ratssaal der Elbstadt begraben. Die vier Seehäfen Glückstadt, Brunsbüttel, Stade und Cuxhaven wollen künftig gemeinsam mit dem großen Hamburger Hafen auf Kundenfang gehen und als Nordverbund den mächtigen ARA-Häfen (Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) Paroli bieten.

"Die wahren Mitbewerber Hamburgs sind nicht die Häfen an der Unterelbe", sagte Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU). "Die Konkurrenz, das sind die ARA-Häfen", bekräftigte Niedersachsens Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Sein Kieler Kollege Jörn Biel (CDU) feierte den norddeutschen Schulterschluss als ein Projekt, von dem nicht nur Hamburg profitiert. "Die Hansestadt könnte Brunsbüttel als Teil ihres Hafen anbieten", schlug Biel vor. "Der Hamburger Hafen geht dann bis zur Elbmündung."

Das in Glückstadt vorgestellte Hafenkonzept der drei Nordländer geht nicht ganz so weit. Auf 22 Seiten vereinbaren die fünf Hafenverwaltungen allerdings, in mehreren Bereichen sehr eng zusammenzuarbeiten. Beispiel Firmenansiedlungen: Unternehmen, die sich in einem der Häfen etwa aus Platzgründen nicht niederlassen können, sollen an einen Verbundpartner empfohlen werden. Leidtragender könnte Hamburg sein. Im Hafen gibt es in Elbnähe kaum freie Großflächen. Eine Firma für Windanlagen hat sich deshalb bereits in Cuxhaven angesiedelt, die Erzversorgung für die Kupferhütte von Aurubis (früher Norddeutsche Affinerie) wurde von Hamburg nach Brunsbüttel verlagert.

Auf neue Ansiedlungen hofft nicht nur Brunsbüttel, das seinen Gesamtumschlag 2008 trotz Schifffahrtskrise auf 9,6 Millionen Tonnen steigern konnte. Auch in Stade (6,1 Millionen Tonnen) und Cuxhaven (2,2 Millionen Tonnen) gibt es Ausbaupläne, und selbst im kleinen Glückstadt (0,25 Millionen Tonnen) sind einige Erweiterungsflächen vorhanden. Ernsthaft konkurrieren kann aber keiner der Häfen mit Hamburg. Dort wurden 2008 rund 140,6 Millionen Tonnen Seegüter umgeschlagen - fast achtmal so viel wie in den vier anderen Elbhäfen zusammen.

Hamburg verspricht sich vom Hafenverbund weitere Vorteile. Beispiel Kreuzfahrten: Traumschiffe, die wegen der gut gebuchten Terminals in Hamburg oder der langen Fahrt stromaufwärts nicht in der Metropole festmachen, könnten künftig Cuxhaven anlaufen. Gedaschko möchte durch den Verbund zudem "Kosten senken". Geprüft wird unter anderem, ob die fünf Häfen Großgeräte wie Schlepper oder Sedimentbagger gemeinsam chartern können.

Der Hafenverbund plant zudem ein gemeinsames Marketing. Brunsbüttel und Glückstadt kooperieren schon mit dem Hafen Hamburg Marketing. Stade und Cuxhaven sollen folgen. Auf ein gemeinsames Logo haben sich die fünf Elbhäfen noch nicht geeinigt und dem Verbund steht auch sonst noch so mancher Härtetest bevor. Grund: Die Häfen schippern weiterhin auf eigene Rechnung und dabei in einigen Revieren auf Kollisionskurs.