Hamburg/Hannover. Es werden vermutlich seine beiden letzten Auftritte als Porsche-Vorstandschef sein - am nächsten Donnerstag vor den Aufsichtsräten von VW und der Porsche Holding. Wendelin Wiedeking (56) wird noch einmal für sein Konzept eines integrierten Autokonzerns und den Einstieg der Scheichs aus Katar bei Porsche werben. "Man wird ihm wohl noch mal danken, ihn als einen wichtigen Wegbereiter des neuen Konzerns bezeichnen - und das war's dann", heißt es aus Konzernkreisen zum Abendblatt. Denn im Hintergrund haben sich die beiden mächtigen Familien Piëch und Porsche längst ihr eigenes Modell ausgedacht. Es geht offensichtlich nur noch um Details.

So soll VW sich zunächst mit knapp 50 Prozent an der Porsche AG beteiligen und der Sportwagenbauer auf längere Sicht zur zehnten Marke im VW-Konzern werden. Für Wiedeking wäre damit kein Platz mehr im neuen Autoreich - denn er kann sich nicht mit einer Position als Manager in der zweiten Reihe zufriedengeben. Zudem soll Katar nicht wie von Wiedeking gewünscht bei Porsche einsteigen, sondern über Optionen mit 15 bis 20 Prozent direkt bei Volkswagen. Diese Lösung machte am Freitag auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) in der "Wirtschaftswoche" öffentlich.

Aus niedersächsischen Regierungskreisen hieß es zudem, dass es mit der jetzt näher gerückten Lösung, keine Alternative mehr zu Wiedekings Rücktritt gebe. Nicht nur sein Verhältnis zu Ministerpräsident Wulff, sondern auch zum Konzernvorstand in Wolfsburg unter dessen Chef Martin Winterkorn sei "mehr als problematisch". Wulffs am Freitag geäußertes Lob für Wiedeking, der könne sich "als Vater dieses integrierten Konzerns sehen", wird in Hannover bereits als ironischer Nachruf auf den Gegenspieler gewertet.

Für Unruhe sorgte am Freitag zudem ein Bericht des "Spiegel", dass mit Produktionsvorstand Michael Macht bereits der Nachfolger für Wiedeking an der Spitze der Porsche AG feststehe. "Das ist reine Spekulation", sagte ein Porsche-Sprecher dem Abendblatt. "Dazu nehmen wir keine Stellung." Wiedekings Ablösung müsste der Aufsichtsrat beschließen. Die Arbeitnehmerseite unter Betriebsratschef Uwe Hück ließ am Freitag keinen Zweifel daran, dass sie fest zum alten Vorstandschef steht. Hück nannte Wiedekings beschlossene Ablösung eine gezielte Falschmeldung. Es werde "keinen neuen Vorstandsvorsitzenden gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat geben". Dagegen ließ der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Porsche die Meldung über Wiedekings Nachfolger drei Stunden lang unkommentiert über die Nachrichtenagenturen laufen. Eine Tatsache, die sogar in der Porsche-Zentrale für Unruhe gesorgt haben soll.

Um kurz nach 18 Uhr gab Wolfgang Porsche dann doch ein Statement ab. Mündlich. Mitgeteilt über einen Porsche-Sprecher, der nach Abendblatt-Informationen kurz mit ihm telefoniert hatte. "Wolfgang Porsche weist die Personalentscheidung zurück", hieß es wenig später aus der Stuttgarter Zentrale des Sportwagenbauers. Eine schriftliche Stellungnahme des Aufsichtsratsvorsitzenden, den angeblich ein freundschaftliches Verhältnis zu Wiedeking verbindet, gab es bis zum Abend nicht. "Ein klares Dementi sieht anders aus", hieß es dazu aus Konzernkreisen.