Die Finanzkrise verändert die Strategien der Sparer: In Zeiten von Bankenpleiten setzen Hamburger mehr Vertrauen in Sparbücher und Immobilien als in Aktien und Fonds.

Hamburg. Durch die Finanzmarktkrise haben viele Menschen Geld verloren. Lehman-Zertifikate wurden wertlos, manche Aktien sanken kräftig. Angesichts dieser Erfahrungen hat sich die Einstellung vieler Hamburger gegenüber Finanzanlagen geändert. Selbst ehemals risikofreudige Anleger gehen vorsichtiger ans Werk. So werden Aktien von 66 Prozent heute negativer bewertet als vor der Krise, hoch wird dagegen Wohneigentum eingeschätzt, das 45 Prozent positiver beurteilen, wie eine aktuelle Umfrage der Hamburger Sparkasse unter 800 Hamburgern ergab. Neben Aktien werden vor allem Investmentfonds kritisch beurteilt, das einst als eher langweilig eingestufte Sparbuch und Cashkonten sehen dagegen 19 Prozent positiver.

"Seit Ende letzten Jahres werden vor allem sichere Anlagemöglichkeiten nachgefragt. Wir erleben eine Renaissance bei klassischen Sparprodukten, Tagesgeld und Haspa Inhaberschuldverschreibungen", sagt Reinhard Klein, Haspa-Privatkundenvorstand. Beliebt sei die Anschaffung einer Immobilie. Laut Haspa besaßen vergangenen Sommer 14 Prozent der Hamburger Aktien, 35 Prozent ein Eigenheim, 49 Prozent eine Lebensversicherung und 58 Prozent ein Sparbuch.

Aktienexperten verwundert die Abkehr von riskanten Anlagen nicht. "Wir befinden uns in einer Phase, in der noch große Unsicherheit vorherrscht", sagte Gerrit Fey vom Deutschen Aktieninstitut. Während im ersten Halbjahr 2008 durchschnittlich 9,8 Millionen Bürger Aktien besaßen, sank die Zahl zum Jahresende auf 8,8 Millionen.

Die Verbraucherzentrale sieht die Entwicklung nüchtern: "Die Sicherheit der Anlagen hat sich durch die Finanzkrise prinzipiell nicht verändert. Aktien waren schon immer mit einem hohen Risiko behaftet", sagt Edda Castelló. Allerdings warnt die Verbraucherschützerin auch vor dem vorschnellen Kauf von Immobilien. "Auch mit Immobilien, die ihren Preis nicht wert sind, kann man sich ruinieren. Dies mussten schon viele Käufer von Schrottimmobilien leidvoll erfahren." Von Lebensversicherungen rät Castelló ganz ab: "Dreiviertel aller Lebensversicherungen werden vor dem Ablauf von 30 Jahren gekündigt. Dadurch gehen jährlich 3,5 Milliarden Euro verloren."