Einstiger Traumberuf ist nicht mehr attraktiv genug

Frankfurt. Die deutschen Bahnen haben ein massives Nachwuchsproblem. Immer häufiger komme es deswegen zu Zugausfällen im Regional- und Güterverkehr, beklagen die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen. Immer mehr Altgediente verließen das Lokführerhaus, um in Rente zu gehen. Für zahlreiche junge Bewerber sei der Beruf nicht mehr attraktiv genug.

Bei der Deutschen Bahn (DB) und ihren rund 70 Wettbewerbern fehlten bereits etwa 800 Lokführer, erklärte die GDL gestern. Bis 2014 könnte sich diese Lücke auf 2500 mehr als verdreifachen, sagte der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.

"Jetzt heißt es ausbilden, ausbilden, ausbilden, einstellen und für ein gutes Betriebsklima sorgen", fügte der GDL-Chef hinzu. Die Arbeitgeber müssten eine vorausschauende Personalpolitik betreiben. Andernfalls drohe den deutschen Bahnbetreibern ein Sicherheitsproblem durch die Überlastung der Angestellten.

"Die ganze Branche muss sich den Vorwurf machen, nicht rechtzeitig ausgebildet zu haben", sagte auch der Geschäftsführer des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen, Alexander Kirfel. Der Verband vertritt hauptsächlich die Interessen der DB-Konkurrenz. Im Güterverkehr müssten deswegen immer wieder Aufträge abgelehnt werden. Ein Sicherheitsproblem sehe er aber nicht, sagte Kirfel. Die Ausbildung dauere zwischen zehn Monaten für reine Lokführer und bis zu drei Jahren für Lokführer mit Kenntnissen im Betriebsablauf.

Bei der DB sei der Beruf des Lokführers weiterhin einer der beliebtesten Ausbildungsberufe, sagte die DB-Sprecherin Dagmar Kaiser. Es "ist ein überaus schöner Beruf, für den sich unser Nachwuchs immer noch sehr interessiert". Im Herbst hätten rund 440 junge Menschen ihre Ausbildung zum Lokführer begonnen. Um der demografischen Entwicklung zuvorzukommen, habe die DB ein Personalgewinnungsprogramm gestartet.