Lokführer, das war einst ein Traumberuf. Noch vor einigen Jahrzehnten gab es wohl kaum einen kleinen Jungen in Deutschland, der sich nicht wünschte, wie Lukas mit Emma über die Insel Lummerland zu tuckern. Doch die schnaufende Lok aus Michael Endes Büchern ist längst aus den Kinderzimmern verschwunden, ebenso wie die Starterpackungen von Märklin, die schon die Jüngsten mit dem Eisenbahnvirus infizierten.

Dies mag einer der Gründe dafür sein, dass die deutschen Lokführer heute mit großen Nachwuchsproblemen zu kämpfen haben. Vor allem aber sind die Rahmenbedingungen für den Beruf immer unattraktiver geworden. Mit mehr als 200 Kilometern pro Stunde im ICE von Hamburg nach München zu brettern - allein im Cockpit, umgeben von einer weitgehend autonom arbeitenden Technik - das hat wenig mit einstiger Eisenbahnromantik zu tun. Dazu kommen Schichtdienst und Überstunden, die vielen Jugendlichen wenig attraktiv erscheinen. Zumal sich die heutigen Schulabgänger ihren Ausbildungsplatz aufgrund der sinkenden Geburtenraten aussuchen können.

Allein mit mehr Gehalt dürfte diesem Problem kaum zu begegnen sein. Die Gewerkschaft der Lokführer hat schließlich in einem zähen Tarifkonflikt auskömmliche Löhne bei fast allen Bahngesellschaften durchsetzen können. Helfen könnten bessere Arbeitsbedingungen, aber auch eine Imagekampagne, die die Vorzüge des Berufs hervorhebt. Wie jede Branche müssen auch die Bahnkonzerne um jeden Bewerber ringen. Sonst hat Lukas bald gar keine Kollegen mehr.