Der Rohbau auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau in Wilhelmsburg ist fertig. Noch gibt es Streit um seine Energieversorgung.

Hamburg. Ein bisschen Kraxeln ist schon möglich. "Hier entsteht gerade unsere erste Kletterwand", sagt Jost Hüttenhain und hängt sich zum Spaß in das mächtige Holzgerüst, das den Unterbau des künstlichen Felsmassivs bildet. Mehr als zehn Meter winden sich die Balken vom regennassen Fußboden bis zum Dach in die Höhe. "Am 25. Februar wird alles fertig sein", verspricht der Geschäftsführer der Nordwandhalle. Der Kartenvorverkauf im Internet habe bereits begonnen.

Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das sich Hüttenhain und seine Schwester Kathrin Erenyi vorgenommen haben. Mitten in Wilhelmsburg, auf dem künftigen Gelände der Internationalen Gartenschau, errichten die Münchner Geschwister die modernste Kletterhalle Norddeutschlands. Mehr als fünf Millionen Euro investieren die Betriebswirte in das Gebäude, das rund 100 000 Kletterfans jährlich anlocken soll.

Der am Freitag fertiggestellte Rohbau ermöglicht nun erstmals einen Eindruck, welche Dimensionen das neue Kletterparadies im Süden Hamburgs annehmen wird. Schon weitgehend abgeschlossen sind die Arbeiten im sogenannten Boulder-Bereich, in dem Jugendliche und Erwachsene ohne Sicherung klettern können und bei einem Absturz weich auf dicke Matten fallen. In einigen Tagen soll der Bau eines weiteren Kletterturms im Zentrum der Halle beginnen. Daneben wird es ein Restaurant und einen Bereich für die Betreuung von Kleinkindern geben.

Eine Seite des Rohbaus ist noch offen, hier wird die mächtige Fensterfront des Gebäudes eingebaut. "Die drehbaren Glaselemente werden sich im Sommer öffnen lassen und vermitteln im Winter durch die freie Sicht in den umgebenden Park ein Gefühl des Draußenkletterns", sagt Hüttenhain.

In der Nachbarschaft entstehen bis 2013 unter dem Motto Welt der Bewegung eine Skateboardbahn, große Liegeflächen, eine Schwimmhalle und ein Hochseilgarten. Die Kletterhalle werde zusammen mit den zahlreichen anderen Projekten der Internationalen Gartenschau das Freizeitangebot auf der Elbinsel deutlich verbessern, sagte Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) während des Richtfests am Freitag.

Ganz haben die Bauherren ihren ursprünglichen Zeitplan allerdings nicht einhalten können. Ursprünglich sollte die Nordwandhalle schon Anfang Dezember ihre Pforten öffnen. Die Verzögerungen kamen laut Hüttenhain einerseits durch die schwierige Suche nach der passenden Baufirma zustande. Zuletzt hätten auch fehlende statische Berechnungen für das Dach die Arbeiten verzögert. Auch jetzt könnte ein harter Winter den geplanten Eröffnungstermin im Februar noch ins Wanken bringen.

Wirklich Sorgen macht sich Hüttenhain allerdings nur über die Energieversorgung der Kletterhalle. Aus Umweltschutzgründen müssen alle Investoren auf dem Gelände der Gartenschau ihre Gebäude an das Fernwärmenetz anschließen lassen. "Die Anschlusskosten haben sich durch die schwierige Erschließung aber von 15 000 auf 75 000 Euro erhöht" sagt Hüttenhain. Zusammen mit den ohnehin hohen Betriebskosten bei Fernwärme stelle dies eine hohe Belastung für das junge Unternehmen da. Daher habe er bereits im März beim zuständigen Bezirksamt Mitte eine Ausnahmegenehmigung beantragt. "Wir wollen lieber mit einer Holzschnitzelanlage heizen, die ebenfalls klimafreundlich und CO2-neutral ist." Er brauche nun schnell eine Entscheidung, weil die Heizungsanlage schon bald installiert werden müsse.

Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) und Stadtentwicklungssenatorin Blankau sicherten gegenüber dem Abendblatt eine Prüfung des Falles zu. "Es ist aber schwierig, eine Ausnahme zu machen, weil dann auch die anderen Investoren das gleiche Recht für sich in Anspruch nehmen wollen", sagte der Bezirksamtsleiter.