Der Konzern prüft die Zusammenlegung und den Verkauf vom Kundenservice. Insgesamt wären knapp 1000 Mitarbeiter davon betroffen.

Hamburg. Unruhe unter den Beschäftigten des Strom- und Wärmeversorgers Vattenfall in Hamburg und Berlin. Wie das Abendblatt aus Mitarbeiterkreisen erfuhr, plant das Unternehmen seinen Kundenservice in beiden Städten zusammenzulegen oder sogar ganz zu verkaufen. Offensichtlich haben bereits Betreiber von Callcentern Interesse an einer Übernahme der Vattenfall-Aktivitäten gezeigt. Knapp 1000 Mitarbeiter wären von diesem Schritt betroffen, davon 360 in Hamburg. Der Energieversorger beschäftigt in der Hansestadt rund 4500 Mitarbeiter.

"Wir sind das Aushängeschild des Unternehmens, wir sprechen mit den Kunden, helfen ihnen bei allen Fragen, mit denen sie zu uns kommen", sagte gestern eine Mitarbeiterin von Vattenfall dem Abendblatt. Das mag selbst aus Sicht des Konzerns stimmen, aber die Vattenfall-Beschäftigten verdienen mehr Geld als Mitarbeiter von anderen Callcentern. Und das ist dem Konzern offenbar ein Dorn im Auge.

Vattenfall-Sprecher Stefan Müller bestätigte gestern dem Abendblatt die Pläne. "Wir sprechen schon lange mit den Betriebsräten über das Thema. Im Moment sind sowohl eine Ausgliederung des Bereichs oder eine Weiterführung unter der Regie von Vattenfall gleichberechtigt in der Diskussion." Gesprochen wurde in diesem Zusammenhang auch schon über eine Verlagerung des gesamten Bereichs nach Mecklenburg-Vorpommern zwischen Hamburg und Berlin. Dort ist zumindest die Gehaltsstruktur günstiger als in den beiden Großstädten.

Am kommenden Dienstag versammeln sich die zehn wichtigsten Manager des Konzerns um Vattenfall-Chef Øystein Løseth. Bei der Tagung soll es auch um das Schicksal des deutschen Kundenservice gehen. Deshalb plant die Gewerkschaft IG Metall am Montag um 16 Uhr eine Demonstration in Hamburg vor dem Gewerkschaftshaus. Zwischen 1500 und 2000 Teilnehmer werden erwartet. Der Zug marschiert durch die Stein- und die Bergstraße zum Hachmannplatz, wo dann eine Kundgebung stattfinden soll. Unter anderem spricht Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste, zu den Beschäftigten. Auch in Berlin wird es eine Demonstration geben.

Vattenfall versucht bereits seit einiger Zeit den Mitarbeitern im Kundenservice beim Gehalt Zugeständnisse abzuringen. Doch bislang war dies meist vergeblich. Auch jetzt ringt der Betriebsrat mit dem Unternehmen darum, dass erstens die Standorte erhalten bleiben, die Beschäftigten zweitens keine Einbußen befürchten müssen und drittens die Geschäftsführung mögliche Veränderungen nicht von oben diktiert, sondern mit den Mitarbeitern auf Augenhöhe diskutiert.

"Wir sind gute Energieexperten und tragen damit auch zum Image von Vattenfall bei den Kunden bei", sagte ein Mitarbeiter des Unternehmens dem Abendblatt. "Unser Kundenservice erledigt nicht nur Telefongespräche, sondern macht auch die Abrechnung mit den Kunden. Das hat sich in den vergangenen Jahren immer gut bewährt", sagt er. Vattenfall hat bereits in den vergangenen Jahren zwei Kundencenter in Hamburg geschlossen und kürzlich sein bisheriges Center in der Spitalerstraße Richtung Hauptbahnhof verlagert.