Geschäftsführer sollen in der Korruptionsaffäre bei Media-Saturn Bestechungsgeld gezahlt haben. Die Männer sind 36 und 38 Jahre alt.

Hamburg/Augsburg. In der Schmiergeldaffäre bei Media-Saturn sind zwei weitere Beschuldigte in Haft genommen worden. Ein Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft bestätigte gestern einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", wonach zwei Männer aus Hamburg wegen des dringenden Tatverdachts der Bestechung und Beihilfe in Untersuchungshaft säßen. Das Amtsgericht Augsburg habe den Haftbefehl am Mittwoch vollstreckt. Details zu den Vorwürfen gegen die Männer nannte die Staatsanwaltschaft nicht.

Laut "Spiegel" stehen die 36 und 38 Jahre alten Geschäftsführer einer Hamburger Firma im Verdacht, Schmiergelder an zwei Media-Markt-Manager in Höhe von insgesamt 320 000 Euro gezahlt zu haben. Sie hätten dafür in den Jahren 2010 und 2011 Aufträge über insgesamt 15 Millionen Euro erhalten. Zudem sollen sie dem Bericht zufolge Scheinrechnungen ausgestellt haben.

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"Wir kommentieren den Bericht nicht, kooperieren aber in vollem Umfang mit der Staatsanwaltschaft", sagte Media-Saturn-Sprecher Sven Jacobsen. Nach Informationen des Abendblatts sind die beiden festgenommenen Männer die Geschäftsführer einer Firma aus Rotherbaum, die unter anderem Personal für Werbeaktionen in Handelsketten rekrutiert. Für Anfragen stand bei dem Unternehmen am Wochenende niemand zur Verfügung. Auf der Internetseite wird Media-Markt als Referenz geführt.

Im Zuge der Schmiergeldaffäre war Anfang November der bereits suspendierte Deutschland-Chef des Elektronikhändlers an seinem Wohnort in Quickborn verhaftet worden, ebenso ein Buchhalter. Sie sollen in 70 Fällen Bestechungsgelder angenommen haben. Fünf weitere Verdächtige saßen bereits in Untersuchungshaft. Die Anklagebehörde in Augsburg ermittelt insgesamt gegen 19 Personen. Zahlreiche Ermittler hatten bei einer umfangreichen Durchsuchung im Sommer in der Ingolstädter Firmenzentrale von Media-Saturn und anderen Orten Beweismaterial gesammelt, nachdem Media-Markt im vergangenen Jahr durch anonyme Hinweise auf Unregelmäßigkeiten in den Märkten aufmerksam geworden war. Hintergrund der Ermittlungen sind dubiose Provisionszahlungen für Breitbandinternetanschlüsse, die in Filialen der Kette vermittelt wurden.

"Um Verträge für Telefon und Internet zu überhöhten Marktpreisen absetzen zu können, haben Firmen insgesamt 3,5 Millionen Euro Schmiergeld gezahlt", hatte der Augsburger Staatsanwalt Christian Engelsberger dem Abendblatt gesagt. Damit dürften zwischen 2005 und 2010 auch Kunden des Elektronikhändlers geschädigt worden sein. Die Geschäftsführung von Media-Markt kündigte zivilrechtliche Regressansprüche gegen den im Oktober beurlaubten Deutschland-Chef an.

Media-Markt und Saturn sind Europas größte Elektronikhändler mit einem Umsatz von rund 20 Milliarden Euro im vergangenen Jahr und rund 860 Märkten in 15 Ländern Europas und in China. Sie treten zwar getrennt auf, sind aber in der Media-Saturn-Holding, die mehrheitlich der Metro-Gruppe gehört, vereint. Allein in Deutschland hat Media-Saturn etwa 27 000 Mitarbeiter.