Die Tendenz ist eindeutig: Immer mehr Firmen geraten im Zusammenhang mit Wirtschaftskriminalität in die Schlagzeilen - als Täter wie auch als Opfer. Und in Korruptionsfällen sind es nicht selten Manager aus oberen Etagen, die sich entweder bestechen lassen oder selbst Schmiergelder zahlen, um an Großaufträge zu kommen. Auch in der Korruptionsaffäre beim Elektronikmarktkonzern Media-Saturn richtet sich der Verdacht jetzt auf zwei Geschäftsführer einer Hamburger Firma.

Wenn immer mehr derartige Fälle aufgedeckt werden, muss dies allerdings nicht heißen, dass heute tatsächlich mehr Manager Straftaten begehen als in früheren Jahrzehnten. Denn der Siemens-Skandal hat die gesamte deutsche Wirtschaft sensibilisiert. Vor allem in Großfirmen hat man erkannt, welch immensen Imageschaden derartige Affären nach sich ziehen können, und man hat durch organisatorische Änderungen die Chancen einer frühzeitigeren Aufdeckung erhöht.

Zahlreiche Mittelständler dagegen nehmen das heikle Thema immer noch auf die leichte Schulter. Auch bei ihnen müssen zumindest Ansprechpartner benannt werden, an die sich Mitarbeiter, denen dubiose Vorgänge auffallen, vertraulich wenden können.

Doch mindestens ebenso wichtig wie das beste Frühwarnsystem wäre eine Verschiebung der Akzente bei der Auswahl von Führungskräften: Der unbedingte Wille zum Erfolg darf - neben fachlicher Eignung - nicht das entscheidende Kriterium sein. Denn wenn Ehrgeiz nicht mit Anstand einhergeht, kann dies schlimme Folgen haben, wie jüngst die Zockerskandale bei der Société Générale und der UBS wieder zeigten.