Nach “DanTysk“ konnte Vattenfall auch das Projekt “Sandbank 24“ erwerben. Insgesamt sollen 1,5 bis zwei Milliarden Euro investiert werden.

Hamburg. Der Hamburger Energieversorger Vattenfall startet beim Thema Windanlagen auf hoher See kräftig durch. Nachdem sich das Unternehmen bereits gemeinsam mit den Stadtwerken München die Rechte zum Bau des Offshore-Windparks "DanTysk" 70 Kilometer vor der Nordseeinsel Sylt gesichert hat, konnte Vattenfall jetzt auch das in der Nähe liegende Projekt "Sandbank 24" erwerben.

Dort sollen künftig 96 Turbinen Strom erzeugen, während bei "DanTysk" 80 Anlagen geplant sind. Verkäufer ist der oldenburgische Projektentwickler Sandbank GmbH, die die Fläche auf ihre Umweltverträglichkeit und die Möglichkeit einer Bebauung geprüft hat. Zum Kaufpreis wollte Georg Friedrichs, Geschäftsführer des Bereichs Vattenfall Europe Windkraft, keine Angaben machen. Üblicherweise werden für Gebiete, die als Offshore-Standort für tauglich befunden wurden, Beträge in zweistelliger Millionenhöhe bezahlt.

Doch das ist die geringste Investition, die Friedrichs vor Sylt stemmen muss. Insgesamt rechnet er mit einem Kostenvolumen in Höhe von 1,5 bis zwei Milliarden Euro für den Park "Sandbank 24". Baubeginn kann frühestens 2015 sein, weil das Hamburger Unternehmen seine Kapazitäten zurzeit auf "DanTysk" ausrichtet und das Seekabel zur "Sandbank 24" noch verlegt werden muss. Vattenfall hat sich im Sylter Cluster, wie Friedrichs die Region nennt, einiges vorgenommen. So verhandelt die Firma derzeit zudem über eine Erweiterungsfläche im Umfeld von "Sandbank 24", die Platz für weitere 40 Turbinen bietet. Alle drei Parks in der Region könnten dann mehr als eine Million Haushalte mit Strom versorgen.

Der schwedische Staatskonzern ist laut Friedrichs nach der dänischen Dong Energy weltweit die Nummer zwei im Bereich Offshore-Windparks. Doch mit E.on, RWE oder EnBW investieren auch die größten deutschen Branchenvertreter derzeit in Flächen und Anlagen auf hoher See. Bis zum Jahr 2020 rechnet Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Offshore-Windenergie, mit dem Bau von rund 25 000 Windrädern mit einer Gesamtleistung von 10 000 Megawatt. Das bedeutet ein Investitionsvolumen von 30 bis 35 Milliarden Euro. Zentrum der Branche in Deutschland ist Hamburg. Auch Vattenfall organisiert bereits seit dem Jahr 2009 alle Windaktivitäten von der Hansestadt aus.

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"Hamburg gehört zu den zwei bis drei Kernstandorten für die Firmen in Europa", begründet Friedrichs die Wahl des schwedischen Konzerns. Rund 50 von europaweit knapp 400 Mitarbeitern planen in der Firmenzentrale in der City Nord Windparks auf hoher See und auf dem Land, suchen Partner für die Finanzierung und schreiben Aufträge für die Turbinenbauer aus. Die Mitarbeiterzahl werde weiter wachsen, sagte Friedrichs, ohne eine genaue Zahl zu nennen. Vor allem Ingenieure und Sicherheitsmanager würden gesucht. "Wir haben für jeden Bewerber ein offenes Ohr." Offshore-Experte Kuhbier erwartet sogar, dass die Branche bis 2030 zwischen 20 000 und 30 000 Arbeitsplätze vor allem in Küstennähe schaffen wird. Unter anderem würden in den kommenden Jahren Mitarbeiter für die Wartung der Anlagen auf hoher See gebraucht.

Spätestens im Jahr 2014, wenn "DanTysk" ans Netz gehen soll, wird auch Vattenfall weiteres Personal für die Sicherstellung des Betriebs der Anlagen anheuern, die von der Sylter Küste aus nicht zu sehen sein werden. "Eine Versorgung der Parks ist vom Festland aus wegen der großen Entfernung nicht machbar. Deshalb werden wir eine Offshore-Plattform als Wohnunterkunft für mindestens 40 Mitarbeiter bauen", so Friedrichs. Sie sollen, so wie auch auf Öl- oder Gas-Bohrinseln üblich, eine Woche auf der Plattform arbeiten. Danach werden sie von der nächsten Schicht abgelöst.

Für zusätzliche Kosten sorgt auch das Installationsschiff, das Vattenfall derzeit von einer dänischen Werft in Südkorea bauen lässt. Mit ihm sollen die mehrere Tonnen schweren Anlagen zum Park transportiert und dort errichtet werden. "Wir haben nie gesagt, dass die Errichtung und der Betrieb von Offshore-Windparks ein Kinderspiel sein wird, aber wir brauchen den Strom aus der Windenergie, um unsere Klimaziele zu erreichen", so Friedrichs. Bis zum Jahr 2050 strebt Vattenfall eine klimaneutrale Stromversorgung an.

Deutschland und Großbritannien, wo Vattenfall ebenfalls in diversen Projekten engagiert ist, sind laut Friedrichs die derzeit wichtigsten Märkte für die Branche, die allerdings noch relativ wenige Parks tatsächlich realisiert hat. In der Bundesrepublik konnten bislang nur Kapazitäten von 140 Megawatt auf hoher See installiert werden.

Der größte ist der Park "Alpha Ventus", an dem auch Vattenfall beteiligt ist, mit 60 Megawatt Leistung. "Offshore-Windparks kann man nicht von der Stange kaufen", begründet Friedrichs das nur langsame Wachstum der Branche. Eine weitere Hemmschwelle liege immer noch in der zögerlichen Anbindung der Parks durch die Netzbetreiber. Doch die Branche gibt sich optimistisch. Auch Friedrichs will die Planung von "Sandbank 24" zügig angehen. Als Erstes muss die Finanzierung gesichert sein. Friedrichs erwartet trotz der Finanzkrise keine Probleme. "Die Investoren wissen, dass wir ein verlässlicher Partner sind."