Wirtschaftssenator Frank Horch hofft, dass die Sietas-Werft als Ausrüster für Offshore-Windanlagen überleben kann

Hamburg. Monatelang verhandelte Wirtschaftssenator Frank Horch hinter den Kulissen über eine Perspektive für Deutschlands älteste Werft Sietas. Im Abendblatt erklärt er, wie er die Lage nun einschätzt.

Hamburger Abendblatt:

Die Neuenfelder Sietas-Werft ist insolvent. Die Stadt hat dem Unternehmen 2009 Bürgschaften in Höhe von 34 Millionen Euro gewährt, der Bund in Höhe von 26 Millionen Euro. Muss Hamburg jetzt zahlen?

Frank Horch:

Es führt kein Weg daran vorbei, dass es in dieser Lage zur Inanspruchnahme der Stadt und des Bundes kommen wird.

In welcher Höhe?

Horch:

Es wird letztlich auf eine Teilsumme der Beträge hinauslaufen. Aber es lässt sich im Moment nicht belastbar sagen, in welcher Höhe genau. Das werden erst die nächsten Wochen zeigen.

Sietas stand schon Anfang 2009 wirtschaftlich vor dem Aus. War es falsch vom damals CDU-geführten Senat, ein derart angeschlagenes Unternehmen mit Bürgschaften zu stützen?

Horch:

Die Stadt begleitet Sietas seit mehr als zwei Jahren konstruktiv auf dem Weg der Neuausrichtung - und das war und ist richtig so. Es ist der Stadt ein wichtiges Anliegen, Sietas so zu unterstützen, dass es gelingt, so viele Arbeitsplätze wie möglich am Standort zu erhalten und die Fortführung der Werft zu gewährleisten

Der deutsche Schiffbau leidet unter wachsender Konkurrenz aus Asien und teils auch aus Europa. Wie soll die kleine Werft Sietas diesen Druck überstehen?

Horch:

Sietas hat enorme Anstrengungen unternommen, um sich vor allem als Ausrüster für den Offshore-Windkraft-Markt neu zu positionieren. Ich bin sicher, dass es möglich ist, die Werft weiterzuentwickeln. Das Potenzial ist da. Wir werden Sietas mit allem unterstützen, was wir leisten können.

Auch andere deutsche Unternehmen wie Nordic Yards in Mecklenburg-Vorpommern oder die Siag Nordseewerke in Emden drängen in den Offshore-Markt.

Horch:

In der für die Werftbranche kurzen Zeit seit dem Jahr 2009 konnte sich Sietas am Offshore-Markt sehr gut entwickeln. Die Signale, dass sich die Werft hier einen Platz erkämpfen kann, sind positiv. Aber ohne Frage ist die internationale Konkurrenz hart. Durch die krisenhaften Verhältnisse am Finanzmarkt wird es für Unternehmen aus der Werftenbranche obendrein sehr viel schwieriger, Zugang zum nötigen Kapital zu erlangen. Sietas war das, vor allem auch wegen der Lasten aus der Vergangenheit, zuletzt nicht mehr möglich. Der Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens und die Perspektive auf eine teilweise Entschuldung bieten deshalb auch eine Chance, die Werft am Markt zu halten.