Moody's gibt elf Landesbanken schlechtere Bonitätsnoten. Geldhäusern fehlen zehn Milliarden Euro Eigenkapital für verschärften Stresstest.

Hamburg. Die HSH Nordbank fühlt sich durch die Rating-Agentur Moody's ungerecht behandelt. Die Bonitätswächter hatten am Mittwoch elf deutsche Landesbanken um zwei beziehungsweise drei Noten herabgestuft (das Abendblatt berichtete), wobei die HSH mit dem Urteil "Baa2" nach wie vor am schlechtesten abschneidet. "Wesentliche nachweisbare und gegenüber den Analysten im Detail dargelegte Fortschritte blieben bei der Entscheidung von Moody's leider unberücksichtigt", sagte HSH-Chef Paul Lerbinger. So hätten etwa die substanzielle Verbesserung der Kernkapitalquote auf nun 18 Prozent, die operativen Fortschritte in den Kensparten und das wieder anziehende Neugeschäft keine Rolle gespielt.

Allerdings hatte Moody's darauf hingewiesen, dass die Herabstufungen nichts mit der Schuldenkrise zu tun haben, sondern mit den schwindenden Möglichkeiten für staatliche Unterstützung bei akuten Finanzproblemen: Das Beihilferecht der EU setzt solchen Hilfen immer engere Grenzen, und nach dem deutschen Restrukturierungsgesetz müssen erst die Gläubiger von Banken auf Geld verzichten, bevor die Eigentümer sie auffangen können.

Rating-Schock: Moody's wertet deutsche Landesbanken ab

Bankensystem nicht krisenfest

"Offenbar nimmt Moody's das, was gesetzlich festgeschrieben wurde, auch ernst", sagte dazu Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Uni Hohenheim, dem Abendblatt. Doch auch er findet einen Grund für Kritik an dem Urteil: "Es ist nicht einzusehen, dass die Rating-Agentur diese Argumentation nur auf die Landesbanken bezieht." Große private Institute hätten im Vergleich zu kleinen Banken bei ihrer Refinanzierung schon immer Vorteile gehabt, weil für sie eine "unausgesprochene Staatsgarantie" gelte. Generell hat eine Absenkung des Ratings für die Banken bittere Konsequenzen: Dadurch verteuert sich ihre Refinanzierung. Andere Agenturen hatten die Herabstufung allerdings schon früher vorgenommen. Der Konkurrent Standard & Poor's (S&P) etwa hatte schon 2009 vier große Landesbanken mit dieser Begründung herabgestuft. Daraufhin hatten diese vier Banken den Vertrag mit der Agentur gekündigt - für ein schlechtes Rating wird offenbar ungern Geld auf den Tisch gelegt.

Doch da Moody's nicht die erste Rating-Agentur ist, die herabstuft, dürften sich die Effekte für die betroffenen Geldinstitute in Grenzen halten. Denn die meisten institutionellen Anleger orientieren sich an den niedrigsten Ratings, daher ist immer die erste Herabstufung die bedeutendste. "Entlastend kommt hinzu, dass die Banken weniger Refinanzierungsbedarf haben, da sie schrumpfen müssen", sagt Stefan Best, Experte für Banken bei S&P. Experten zweifeln nach wie vor am Geschäftsmodell der Landesbanken. Viele hätten es immer noch nicht geschafft, eine solide Geschäftsbasis aufzubauen. "Nur die Helaba und die LBBW sind vergleichsweise besser aufgestellt", so Best.

Moody's hatte lediglich die Landesbank Berlin, die der Sparkassenorganisation gehört, mit der bisherigen Einschätzung "A1" bestätigt. Die vor der Zerschlagung stehende WestLB soll demnächst einer weitergehenden Überprüfung unterzogen werden.

Schlechte Nachrichten für die Geldhäuser könnten aber noch aus einer anderen Richtung kommen: Nachdem die deutschen Großbanken beim "Blitz-Stresstest" der EU-Bankenaufsicht vergleichsweise glimpflich davongekommen zu sein schienen, müssen sie sich möglicherweise deutlich mehr frisches Kapital beschaffen als die vor zwei Wochen ermittelten 5,2 Milliarden Euro, um die geforderten Kapitalquoten bis Mitte 2012 zu erfüllen. Weil die Aufsichtsbehörde EBA ihre Berechnungen auf eine neue Basis gestellt hat, könnte die Lücke leicht auf mehr als zehn Milliarden Euro steigen, sagten zwei Insider gestern der Nachrichtenagentur Reuters.

Auch das Vertrauen innerhalb des Sektors in Europa nimmt wieder ab: Gestern erhöhten sich die eintägigen Einlagen der Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder über die Marke von 200 Milliarden Euro. Diese Einlagen gelten als Indikator für das Misstrauen der Institute untereinander: Sie parken das Geld bei der EZB, weil sie nicht das Risiko eingehen wollen, es durch den überraschenden Zusammenbruch einer anderen Bank zu verlieren.