Die Ratingagentur Standard&Poor's entzieht Frankreich versehentlich den “AAA“-Status. Finanzminister Baroin fordert nun Konsequenzen.

Berlin. Die Rating-Agentur Standard&Poor's (S&P) hat mit einer Panne sich und die gesamte Branche unter Druck gesetzt . Die Ursache: Die mächtigen Bonitätsprüfer hatten am Donnerstag um 15.57 Uhr eine E-Mail an ihre Kunden verschickt, die eine Herabstufung des französischen "AAA"-Spitzenratings verkündete. Zwei Stunden später erst zog S&P die Meldung zurück und erklärte das Ganze zum "technischen Fehler".

+++Frankreich muss um sein Top-Rating fürchten+++

Frankreichs Regierung und viele Politiker der Euro-Zone laufen angesichts dieser Ereignisse nun Sturm gegen die Rating-Agenturen. Finanzminister François Baroin forderte eine Untersuchung über die "Ursachen und die möglichen Konsequenzen dieses Fehlers". Die französische Finanzmarktaufsicht AMF leitete Ermittlungen ein. Auch die europäischen Aufseher von der ESMA sollen eingeschaltet werden. cDer Patzer von S&P könnte nun allerdings der Haken sein, an dem die gesamte Branche hängt.

Was im Detail geschehen ist, ließ sich bis Freitagabend nicht genau sagen. Klar war nur, dass S&P eine offensichtlich automatisierte E-Mail an einen ausgewählten Kreis von Kunden verschickt hatte. Außer den Wörtern "France" und "Downgrade" stand da nicht viel drin. Eine Begründung gab es nicht. Offenbar aber hat die kurze Nachricht in einem angesichts der Euro-Schuldenkrise verunsichertem Marktumfeld ausgereicht, französische Anleihen in den Keller zu schicken. Zwar entwickelten sich die Zinsen für das Land schon zuvor schlecht. Der Kursverlauf aber zeigt, dass es gegen 16 Uhr eine Verschnaufpause gegeben hat. Die hielt jedoch nicht lange an. Bis zum Donnerstagabend stieg der Zinsabstand gegenüber deutschen Bundesanleihen auf 1,67 Prozentpunkte. Als S&P später seinen Irrtum korrigierte, änderte das für Paris auch nichts mehr. Denn am Freitag hielt der negative Trend an.

EU-Kommissar Michel Barnier forderte angesichts des "schwerwiegenden Vorfalls" Konsequenzen. In seinem Entwurf für die strengere Regulierung der Rating-Agenturen will er die Abhängigkeit der Finanzdienstleister von den Urteilen der großen drei Anbieter S&P, Moody's und Fitch verringern. Sogar ein vorübergehendes Verbot von Länder-Ratings in der Euro-Zone steht zur Debatte.

Auch der Deutsche Bundestag fordert Haftungsregeln für die Agenturen. Mit den Stimmen von Schwarz-Gelb beschloss das Parlament, dass sich die Bundesregierung innerhalb Europas für eine zivilrechtliche Haftung von S&P und Co. einsetzen soll.

Auch Ökonomen fanden keine Entschuldigung für das Versagen bei S&P. Beim Frankfurter Bankhaus Metzler nannte man das Ganze einen "nicht zu entschuldigenden Fehltritt".