Dumm gelaufen, was der Rating-Agentur Standard & Poor's passiert (S&P) ist. Da verschickt ein Mitarbeiter aus Versehen eine Nachricht an Abonnenten des S&P-Internetdienstes mit den Worten "downgrade" (herabstufen) und "France" (Frankreich). Mit dem Verweis, es habe sich um einen technischen Fehler gehandelt, ziehen die New Yorker Finanzexperten die Mail zwar zurück, doch in Politik und Wirtschaft lösen sie ein Beben aus. EU-Kommissar Michel Barnier spricht von einem "schwerwiegenden Vorfall" und droht mit Sanktionen. Der französische Ökonom Christian Saint-Etienne verlangt nicht nur eine Entschuldigung, sondern eine "extreme Strafe". Und Chefanalysten bekannter Geldhäuser sind sich wegen dieser zwei Worte nun sicher, dass Frankreich bald die beste Bonitätsnote AAA verlieren könnte. Warum sonst sollte ein S&P-Mitarbeiter "downgrade" und "France" in eine Mail schreiben?

Sicherlich lässt sich über die Qualität der Arbeit von Rating-Agenturen streiten. Schließlich haben sie nicht einmal die Weltfinanzkrise vorausgesagt. Doch die Aufregung über die S&P-Mail ist vollkommen überzogen. Dass Frankreich ein gravierendes Schuldenproblem hat und das dreifache A eigentlich nicht verdient, ist schon länger kein Geheimnis mehr. Der riesige Staatsapparat verschlingt viel zu viel Geld. Die Wachstumsaussichten sind schlecht. Und die heimischen Banken leiden besonders stark unter den Griechenland-Abschreibungen.

S&P hat einen Fehler gemacht, die Schulden aber hat Frankreich angehäuft. Deshalb sollte man sich genau überlegen, auf wen man jetzt mit welcher Wucht verbal einprügelt.