Nicolas Berggruen will die Metro-Tochter Kaufhof mit Karstadt verschmelzen. Sein Gegner ist Griechenlands reichster Reeder George Economou.

Hamburg. Er ist wieder da. Gut ein Jahr ist es her, dass sich der illustre Milliardär, Investor und Mäzen Nicolas Berggruen als Retter der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt feiern ließ. Danach war es still geworden um den rastlosen Deutsch-Amerikaner. Zuletzt machte der 50-Jährige mit dem charakteristischen Dreitagebart eher mit Ideen zur Reform der weltweiten Wirtschaftsordnung denn mit Aussagen über Strategien für seine Kaufhäuser Schlagzeilen.

Doch nun schickt sich Berggruen erneut an, die deutsche Einzelhandelslandschaft gehörig umzukrempeln. Mit der Übernahme des Konkurrenten Galeria Kaufhof will der Karstadt-Eigentümer eine gemeinsame Warenhauskette schmieden. Gestern bestätigte der größte deutsche Handelskonzern Metro, dass der Investor ein Angebot für die Tochtergesellschaft vorgelegt habe. Damit käme die Bildung einer Deutschen Warenhaus AG erneut auf die Tagesordnung, die viele Experten für die einzige, langfristige Überlebenschance der Kaufhäuser halten. Ziel sei es, Kaufhof und Karstadt unter einem Dach zu vereinen, hieß es aus Verhandlungskreisen.

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Ein Berggruen-Sprecher wollte sich zu einem möglichen Angebot für Kaufhof nicht äußern. Er sagte lediglich, Berggruen habe das Investment bei Karstadt immer als langfristig angesehen. "Wir glauben an das Geschäftsmodell Warenhaus." Karstadt betreibt bundesweit 115 Häuser, elf davon befinden sich in Hamburg. Kaufhof kommt auf 134 Warenhäuser, von denen zwei in der Hansestadt liegen.

Der deutsch-amerikanische Milliardär ist allerdings nicht der einzige Investor, der sich für Galeria Kaufhof interessiert. Verhandlungen werden derzeit auch mit der österreichischen Immobilienfirma Signa geführt. "Wir haben der Metro ein offizielles Angebot für Kaufhof vorgelegt und befinden uns in fortgeschrittenen Gesprächen", sagte Signa-Geschäftsführer René Benko in Wien. Man hoffe, die Verhandlungen in den nächsten Wochen zum Abschluss bringen zu können.

"Wir sind sowohl am operativen Geschäft als auch an den Immobilien von Kaufhof interessiert", sagte Benko weiter. Die Warenhauskette sei ein "grundsolides Unternehmen mit einem perfekten Management". "Mit einem neuen Eigentümer, der strategischer Immobilieninvestor ist, ergeben sich tolle Expansionsmöglichkeiten für Kaufhof", betonte der Signa-Chef. Auch die Finanzierung einer voraussichtlich milliardenschweren Übernahme könnten die Österreicher stemmen.

Hinter Signa steckt ein illustrer Gesellschafterkreis, zu dem unter anderem Griechenlands reichster Reeder, George Economou, 57, zählt. Der Milliardär und begeisterte Picasso-Sammler greift nach den deutschen Kaufhäusern, um sein Wirtschaftsimperium breiter aufzustellen. Schon vor drei Jahren hatte der Schiffseigner mit Zukäufen abseits des Kerngeschäfts auf den drastischen Verfall der Seefrachtraten reagiert. Vor einigen Monaten übernahm er dann die Hälfte an der Wiener Immobilienfirma. Neben Economou gehört auch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zum Aktionärskreis von Signa.

Für den scheidenden Metro-Chef Eckhard Cordes wäre der milliardenschwere Verkauf von Kaufhof ein letzter Coup, mit dem er sich nach den jüngsten Machtkämpfen doch noch mit einem Achtungserfolg aus Europas größtem Handelskonzern verabschieden könnte. Schon 2008 hatte Cordes die Warenhaustochter auf die interne Verkaufsliste gesetzt, weil sich deren Geschäft nicht so leicht ins Ausland übertragen ließ und daher der internationalen Ausrichtung entgegenstand. Wann über die Abtrennung der Kaufhäuser entschieden werden könnte, blieb gestern offen. Auf einer Aufsichtsratssitzung des Metro-Konzerns fiel bis zum Abend noch keine Entscheidung.

Die Gewerkschaft Ver.di steht einem Verkauf der Galeria Kaufhof ausgesprochen skeptisch gegenüber. Vor allem die mögliche Fusion mit Karstadt weckt bei den Arbeitnehmervertretern Ängste vor möglichen Standortschließungen und einem starken Personalabbau. "Wir sind seit Langem skeptisch, was eine Warenhausallianz angeht - und an dieser Skepsis hat sich auch mit Blick auf drohende Arbeitsplatzverluste nichts geändert", betonte ein Sprecher der Gewerkschaft.

"Es ist wahrscheinlich, dass es bei einem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof aufgrund von Überschneidungen zur Schließung von Warenhäusern kommen wird", meint auch der Geschäftsführer des Kölner EHI Retail Instituts, Michael Gerling. Dennoch hält der Handelsforscher eine Allianz zwischen Kaufhof und Karstadt für sinnvoll. "Gemeinsam hätten die Warenhäuser eine größere Schlagkraft und könnten auch deutlich stärker gegenüber Markenartikelherstellern auftreten", sagt Gerling dem Abendblatt.

Das Grundproblem bleibt aus der Sicht des Experten allerdings, dass die Warenhäuser eine überzeugende Strategie gegenüber der starken Konkurrenz der Shoppingcenter entwickeln müssen. "In den vergangenen Jahren haben hier sowohl Karstadt als auch Kaufhof deutlich an Boden verloren."