Der Paderborner Vermögensverwalter übernimmt die Hamburger Immobiliengruppe zu 50 Prozent. Ausbau der Logistiksparte ist geplant.

Hamburg. Nach schwierigen Jahren hat die Hamburger Immobiliengruppe Garbe nun einen finanzkräftigen Mitgesellschafter gefunden. Das Paderborner Vermögensverwaltungsbüro der Erben des Computerunternehmers Heinz Nixdorf ist bei Garbe eingestiegen. Es handele sich um eine "gleichberechtigte Partnerschaft zweier Familien aus dem deutschen Mittelstand", sagte Vorstandsmitglied Christopher Garbe.

Angepeilt werde eine Beteiligung von 50 Prozent, wobei die exakte Quote "in der Anfangsphase eine atmende Größe" sein werde, erklärte Lars Hammerschmidt, Leiter des Nixdorf-"Family Offices". Man verstehe sich als "strategischer Investor", der aber nicht vorhabe, in die operative Unternehmensführung einzugreifen.

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Bereits seit einigen Jahren ist die Nixdorf-Familie an dem zur Garbe-Gruppe gehörenden Logistikimmobilienentwickler beteiligt. Künftig wollen sich die Hamburger auf die beiden Segmente Logistik und Wohnungsbau konzentrieren. "In beiden Geschäftsfeldern haben wir uns in den zurückliegenden Jahrzehnten eine gute Marktposition erarbeitet", so Christopher Garbe. Er war zusammen mit seinem Bruder Alexander Ende 2009 in den Vorstand aufgerückt, während ihr Vater, der Firmengründer Bernhard Garbe, aus Altersgründen in den Aufsichtsrat wechselte.

Seitdem haben die beiden neuen Chefs die Gruppe durch Ausgliederungen und Stellenabbau massiv verschlankt: Rund 80 Beschäftigte hat Garbe in der aktuellen Struktur, Mitte 2010 waren es noch gut 300. Mittlerweile stelle man aber auch wieder neue Mitarbeiter ein, hieß es.

Im Zuge der Neuausrichtung stehen die Stilwerk-Immobilie an der Großen Elbstraße und das Hotel Treudelberg in Poppenbüttel zur Disposition. Über das Stilwerk-Gebäude am Hafen führe man Gespräche mit drei Interessenten, sagte Christopher Garbe. Das Hotel habe zwar seit Jahresanfang auch dank einer neuen Chefin eine "gute Entwicklung" genommen, ergänzte Alexander Garbe, es gehöre aber nicht mehr zum Kerngeschäft: "Wir haben allerdings nicht vor, es morgen auf den Markt zu werfen."

In der Wohnungsbausparte hat das Unternehmen im Geschäftsjahr 2010/2011 Projektentwicklungen im Volumen von 219 Millionen Euro abgeschlossen, aktuell befinden sich Vorhaben im Umfang von 285 Millionen Euro in der Planungs- und Realisierungsphase. Dabei stehe Hamburg besonders im Fokus, sagte Alexander Garbe, aktiv sei man zudem in Köln, Düsseldorf und Stuttgart. In Hamburg sei man unter anderem auf der Suche nach Büroimmobilien, die in Wohnungen umgewandelt werden können.

Angesichts der relativ hohen Leerstandsquoten böten sich hier Chancen, zudem befänden sich solche Gebäude häufig in guten Wohnlagen. In Köln hat Garbe ein Verwaltungsgebäude der Allianz in 80 Wohnungen verwandelt, in Düsseldorf sollen gut 30 Wohnungen in einer Immobilie, die früher von dem Pharmaunternehmen Johnson & Johnson genutzt wurde, entstehen.

Weiter ausbauen wollen die Hamburger auch die Logistiksparte. Hierzu führe man bereits Gespräche, so Christopher Garbe. Bisher hat das Unternehmen 50 Logistikimmobilien im Wert von gut 840 Millionen Euro mit einer Gesamtfläche von 1,5 Millionen Quadratmetern im Bestand. Nachdem im Jahr 2010 knapp 300 000 Quadratmeter neu vermietet werden konnten, was einem Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach, wird für 2011 eine Steigerung um mehr als 35 Prozent erwartet. Als besonders aussichtsreich sieht Garbe die Standorte Hamburg, Hannover, Duisburg und Frankfurt.