Der erste Hamma-Award geht an Beiersdorf, das Miniatur Wunderland und Stilbruch. Zeichen für den Kreativstandort an der Elbe

Hamburg. Spannung liegt in der Luft, als sich gut 300 Vertreter der Hamburger Wirtschaft in der Magnus Hall zur Verleihung des ersten Marketingpreises Hamburgs, des Hamma-Awards, zusammenfinden. Hellgrün blitzen die Spots in der Farbe des Hamma-Logos, das Tuscheln der Gäste verstummt. Nur kurz muss sich das Publikum am Dienstag noch gedulden, bevor das Geheimnis um die Sieger des vom Marketing Club und dem Abendblatt ausgelobten Preises gelüftet wird: Der Vorsitzende der Jury, Hans-Joachim Kamp, berichtet von den heißen Diskussionen über die Frage, welche Unternehmen der Stadt den Award für ihr herausragendes Marketing verdient haben. Auf jeden Fall ist "gerade in Hamburg ein solcher Preis zu begrüßen", sagt Kamp, der auch Aufsichtsratschef von Philips Deutschland ist.

Frank Mahlberg, Verlagsgeschäftsführer des Abendblatts, betont, dass eine Stadt mit fast 3000 Unternehmen der Kreativwirtschaft auf diese Qualität auch aufmerksam machen sollte. Es sei dabei auch die Aufgabe des Abendblatts als erster Medienmarke der Stadt, sich für den Kreativstandort Hamburg zu engagieren. Dann ruft Moderatorin Annika de Buhr den ersten Gewinner des Preises, der in drei Kategorien vergeben wird, auf die Bühne.

Der Kreativpreis für kleine Unternehmen geht an das Miniatur Wunderland, die Attraktion der Speicherstadt, die mehr als eine Million Besucher im Jahr anzieht. "Das Wunderland hat eine Bekanntheit von über 60 Prozent in Deutschland erreicht", lobt Laudator Michael Batz. Und das ohne Agentur und ohne jemals auch nur einen Cent für klassische Werbung ausgegeben zu haben, sondern allein mit seiner "penetrant liebevollen Kreativität", sagt der Theatermacher und Lichtkünstler über den Touristenmagnet. Speziell die Marketingstrategie rund um den Knuffingen Airport, der am 4. Mai dieses Jahres als spektakulärstes Bauvorhaben der winzigen Welt eröffnet wurde, hat die Jury des Hamma-Awards beeindruckt. Mehr als fünf Millionen Menschen verfolgten auf YouTube einen Videoblog, in dem Wunderland-Chef Gerrit Braun jeden einzelnen Bauabschnitt des Mini-Airports dokumentierte, auch wenn nicht alles auf Anhieb funktionierte. In 103 Ländern erschienen Presseberichte, die Zahl der Besucher stieg um satte 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Ich bin völlig hin und weg. Immerhin ist es der Hamburger Marketingpreis", sagt Gerrit Braun, der Wunderland zusammen mit seinem Zwillingsbruder Frederik gegründet hat. "Wenn es ein Modelleisenbahnpreis gewesen wäre, hätte ich mich nicht so gewundert."

Sanna Englund, als Schauspielerin den Hamburgern aus der ZDF-Serie "Notruf Hafenkante" bekannt, ruft den Sieger des Kreativpreises für Großunternehmen auf die Bühne: Es ist Beiersdorf. Der Award geht an den Hamburger DAX-Konzern, weil er der Marke Nivea nach einer Krise mit einer globalen Marketingkampagne wieder zu altem Glanz verholfen hat. Pünktlich zum 100. Geburtstag. Ulrike Vollmoeller, Marketingdirektorin von Beiersdorf, betritt strahlend die Bühne. "Wir hatten ja ein etwas größeres Budget zur Verfügung als die übrigen Bewerber, sind aber auch ein Wagnis eingegangen, die Marke neu zu positionieren."

Die Organisatoren des Marketing-Awards um den Präsidenten des Hamburger Marketing Clubs, Michael Vagedes, wollten nicht nur die kommerzielle Wirtschaft prämieren, sondern auch herausragendes Marketing für gemeinnützige Projekte würdigen. "Es ist uns ein Anliegen, auch Marketingaktivitäten auszuzeichnen, die die Forderung nach gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung von Unternehmen mit ökonomischen Zielsetzungen vereinbaren", sagte Vagedes.

Den Preis in der Kategorie Nachhaltigkeitsmarketing bekam gestern Stilbruch, der Secondhand-Laden der Hamburger Stadtreinigung. Dieser ganzjährig geöffnete Flohmarkt für aussortierte Möbel hat nun einen Ableger bekommen, die sogenannten Stilbusse, in denen Literaturfreunde Bücher abgeben und entleihen können. "So ein Stilbruch kann manchmal ganz schön reizvoll sein", sagte Laudatorin Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst-Deutsch-Theaters, über die fahrende Bücherei. Seit Beginn der Aktion seien bereits 250 000 Bücher in den Stilbussen verteilt worden. Damit die Aktion noch bekannter wird, gab es zudem einen Gutschein für Radiowerbung im Wert von 10 000 Euro. Jörg Bernhard, Geschäftsführer von Stilbruch, trat gerührt auf der Bühne: "Bei so einem neuen Preis fühle ich mich fast überehrt. Das ist schon gewaltig."