Der Unternehmensverband Nord ist mit der Arbeit des Senats zufrieden. Die Firmen fordern aber eine bessere Zusammenarbeit mit Schleswig-Holstein.

Hamburg. Der Führungsstil und die öffentliche Präsenz von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) kommen offenbar gut an bei Hamburgs Wirtschaft. In einer Blitzumfrage durch den Unternehmensverband UVNord unter 33 Firmen in der Stadt mit zusammen 25 000 Beschäftigten gaben 67 Prozent der Firmen an, dass sie mit der bisherigen Arbeit des Senats zufrieden sind. Nur 24 Prozent sind unzufrieden. Unter anderem wird Wirtschafssenator Frank Horch (parteilos) als äußerst kompetent und engagiert bezeichnet. Aber es gibt auch Kritik. So wird Horchs Behörde eine nicht optimale Verkehrsführung bei Baustellen in Hamburg angelastet.

Arbeits- und Sozialsenator Detlef Scheele wird positiv für sein Arbeitsmarktprogramm und die Verstärkung der Bemühungen zur Integration von Migranten bewertet. Kritik gibt es am zum Teil bürokratischen Vorgehen der Behörde. Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) bekommt Kritik wegen der angeblich mangelhaften Finanzierung des Schauspielhauses. Zudem fordern die Firmenchefs ein "Machtwort" von ihr hinsichtlich der Kostenentwicklung der Elbphilharmonie. Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt wird konsequente Arbeit attestiert. Allerdings vermisst die Wirtschaft eine Strategie zur Stärkung des Wissenschafts- und Technologiestandorts. "Hamburg muss für Top-Wissenschaftler noch attraktiver werden", so UVNord-Präsident Uli Wachholtz.

Innen- und Sportsenator Michael Neumann bekommt Lob für die Förderung des Breitensports. Verbesserungswürdig sei jedoch die innere Sicherheit. Die neue Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz unter Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks erfährt Kritik wegen eines "häufig überzogenen Verbraucherschutzgedankens".

Unzufrieden ist die Hamburger Wirtschaft mit der Zusammenarbeit zwischen der Hansestadt und Schleswig-Holstein. Nur 35 Prozent der befragten Unternehmen bewerten die Kooperation als gut, 45 Prozent als verbesserungswürdig und zehn Prozent sogar als schlecht. Das Klima war zuletzt vergiftet, weil die weltweit größte Messe der Windenergiebranche von Husum nach Hamburg verlegt werden soll. "Es kann nicht sein, dass zwei benachbarte Bundesländer so aufeinander einschlagen und undiplomatisch miteinander umgehen", kommentierte Wachholtz den Streit. "Am unglücklichsten ist dabei die norddeutsche Wirtschaft." Husum sei als Standort der Leistungsschau inzwischen aus seiner Sicht zu klein. Wachholtz plädiert nun für eine gemeinsame Messe in beiden Städten. "Es muss nicht sein, dass einer gewinnt, beide können letztlich Gewinner sein." Falls es keine Einigung gebe, könnte die Messe am Ende womöglich im Ausland stattfinden.

Über den Umgang zwischen Hamburg und dem nördlichen Nachbarland zeigte sich der UVNord-Präsident leicht verwundert. "Es ist erstaunlich, wie stark politisch argumentiert wird und wie wenig wirtschaftlich rational", sagte er mit Blick auf die Kieler Landesregierung, die im kommenden Jahr zur Wiederwahl ansteht. Für eine bessere Zusammenarbeit beider Länder fordert die Wirtschaft Planungen für einen gemeinsamen Rechnungshof, eine einheitliche Wirtschaftsförderung, eine stärkere Zusammenarbeit bei wichtigen Infrastrukturprojekten sowie gemeinsame Positionen gegenüber der Bundesregierung.

Der UVNord ist der Dachverband für gut 30 000 Unternehmen im Norden mit mehr als 1,3 Millionen Mitarbeitern. Den Firmen geht es derzeit überwiegend gut. Laut Verband erwarten 65 Prozent von 155 befragten Unternehmen für 2011 Umsatzsteigerungen von durchschnittlich 16 Prozent. In der Hansestadt gehen 72 Prozent der Befragten zudem von steigenden Umsätzen aus, in Schleswig-Holstein sind es 62 Prozent. 2012 würde sich das Wachstum allerdings wegen der Euro-Krise wohl abschwächen.