Die Policen für Haftpflicht, Voll- und Teilkasko steigen im Durchschnitt um rund fünf Prozent. Ein Preisvergleich der Anbieter hilft.

Hamburg. An der Tankstelle müssen die Autofahrer schon seit Längerem tiefer in die Tasche greifen. Innerhalb eines Jahres stiegen die Kraftstoffpreise um 13,9 Prozent. Jetzt müssen sich die Autofahrer auch bei der Versicherung ihres Fahrzeuges auf höhere Beiträge einstellen. "Die Anbieter versuchen, höhere Prämien durchzusetzen", sagt Ivana Höltring, Geschäftsführerin der Unternehmensberatung Nafi, die Kfz-Tarife vergleicht. "Im Marktdurchschnitt sehen wir eine Preissteigerung von rund fünf Prozent sowohl in der Haftpflicht wie auch in der Voll- oder Teilkasko", sagt die Expertin.

Das ist nicht verwunderlich, denn für viele Versicherer ist die Kfz-Sparte ein Verlustgeschäft. Ein Minus von 1,1 Milliarden Euro wird die Branche in diesem Jahr einfahren, schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Schon im Vorjahr summierten sich die Verluste auf 1,5 Milliarden Euro.

Doch warum liefert sich dann die Branche jedes Jahr einen gnadenlosen Wettbewerb um neue Kunden? "Die Versicherer hoffen, dass die Kunden neben der Autopolice auch noch andere Versicherungen beim Anbieter abschließen", sagt Höltring. So haben 63 Prozent der Kunden bei ihrem Kfz-Versicherer eine weitere Police abgeschlossen, am häufigsten eine Haftpflichtversicherung und eine Hausratpolice. Außerdem ist die Bereitschaft der Kunden, Tarife zu vergleichen, bei der Kfz-Versicherung besonders ausgeprägt. Knapp jeder dritte Autofahrer liebäugelt mit einem Wechsel in einen anderen Tarif oder zu einem neuen Anbieter.

Tarifbeispiel 1: Fahranfänger

Tarifbeispiel 2: umweltbewusste Fahrerin

Tarifbeispiel 3: Vielfahrer

Tarifbeispiel 4: Senior

Denn auch wenn das Preisniveau im Durchschnitt steigt, kann es für den Einzelnen günstiger werden. Denn die Preisunterschiede sind enorm, wie die Beispielfälle zeigen. "Es lassen sich einige Hundert Euro sparen, ohne dass Leistungseinbußen hingenommen werden müssen, wenn man zu einem günstigeren Versicherer wechselt", sagt Höltring.

Günstiger kann es in diesem Jahr auch für ältere und junge Fahrer werden, denn einige Versicherer haben eine neue Schadenfreiheitsstaffel (SF) eingeführt. Dazu zählen die Allianz, HUK-Coburg, HDI-Gerling, VGH und Itzehoer. "Die Bevölkerung wird immer älter, es gibt viele Fahrer, die mehr als 25 unfallfreie Jahre aufweisen", sagt Claudia Herrmann von der Allianz. Sie konnten ihre SF-Klasse und damit ihren Beitrag bisher nicht weiter verbessern, weil die Staffel nur bis 25 geht. Das bedeutet, die Prämie beträgt nur 30 Prozent des regulären Beitrags. "Jetzt werden bis zu 35 schadenfreie Jahre berücksichtigt", sagt Herrmann. "Der niedrigste Beitragssatz beträgt nur noch 25 Prozent." Da die neue Staffel, die einheitlich für Haftpflicht und Vollkasko gehandhabt und zunächst nur bei dem neuen Allianz-Tarif "Mein Auto" berücksichtigt wird, kann sich für ältere Fahrer ein Umstieg lohnen.

Bei der HUK-Coburg sinkt der niedrigste Beitragssatz in der SF 35 sogar auf 20 Prozent. "Die Schadenfreiheit hat - neben der Typklasse - den größten Einfluss auf die Prämienhöhe", sagt HUK-Coburg-Vorstand Jörg Rheinländer. Auch Fahranfänger profitieren von der Streckung der SF-Staffel Statt 140 Prozent in Klasse ½ zahlen sie bei der HUK-Coburg nur noch 75 Prozent und bei der Allianz 70 Prozent. "Tendenziell führt das zu preislichen Vorteilen für die Fahranfänger, auch wenn das Alter noch einen entscheidenden Einfluss auf die Prämie hat", sagt Herrmann.

Wer keine Lust auf einen Wechsel verspürt, sollte zumindest versuchen bei der bisherigen Gesellschaft einen günstigeren Tarif zu bekommen. Häufig reicht schon das Bekunden der Wechselabsicht für ein günstigeres Angebot. Das gilt erst recht für Kunden, die schon lange bei einer Versicherung sind. Heute bestimmen vor allem individuelle Faktoren, wie hoch die Prämie ausfällt.

"Die Prämien sind mittlerweile so stark auf den Einzelnen zugeschnitten, dass sich pauschal kaum noch sagen lässt, ob ein Anbieter insgesamt zu den teuren oder günstigen Versicherern gehört", sagt Ulrike Steckkönig von der Stiftung Warentest. Die Faktoren Garagenparker, Neuwagenbesitzer und Wenigfahrer (Grenze meist bei 9000 Kilometern im Jahr) können zusammen durchaus zu 30 bis 40 Prozent Preisvorteil führen. Dagegen kann allein die Tatsache, dass der jüngste Fahrer 18 bis 21 Jahre alt ist, zu einem Zuschlag von 50 Prozent führen. Auch Vielfahrer (mehr als 30 000 Kilometer) zahlen 30 Prozent mehr.

Ein Vergleich im Internet für das individuelle Einsparpotenzial ist deshalb Pflicht. Möglich ist das zum Beispiel auf der Seite www.nafi-auto.de . Die Internetseite ist ein reines Vergleichsportal, enthält die meisten Tarife, profitiert auch nicht von der Vermittlung von Versicherungsverträgen und ist von der aktuellen Auseinandersetzung zwischen Versicherern und Vergleichsportalen wie Check 24 oder Transparo nicht betroffen.

Eine erste Orientierung über günstige Anbieter bieten die Vergleichsfälle. HUK, ADAC und R+V 24 kristallisieren sich dabei als preisgünstige Versicherer heraus. Bis zum 30. November bleibt noch Zeit, sich von der alten Versicherung zu verabschieden. Dann kann man ab Januar mit einem neuen Anbieter fahren. "Aber man sollte erst die Zusage des neuen Versicherers haben", rät Steckkönig.