0900-Nummern in der Kritik. Für viele Verbraucher sind Telefon-Hotlines ein gewaltiges Ärgernis. Grüne fordern eine Gesetzesänderung.

Hamburg. Nervtötende Dudelmusik, ewige Wartezeiten und hohe Kosten: Für viele Verbraucher sind Telefon-Hotlines ein gewaltiges Ärgernis. "Bei einem durchschnittlichen Anruf einer 0900-Nummer hängt man erst einmal für drei Euro in der Warteschleife", sagt Bärbel Höhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag. "Bei vielen Anbietern gehört eine möglichst lange Wartezeit zum Geschäftsmodell."

Ihre Kritik untermauern die Grünen durch eine aktuelle Studie, für die sie 30 Unternehmen mit kostenpflichtigen 0900- und 0180-Nummern anrufen ließen. Insgesamt wurden rund 300 Gespräche geführt. Das Ergebnis ist aus Höhns Sicht "niederschmetternd": In der Spitze hingen die Tester bis zu 15 Minuten in der Warteschleife.

+++ Wartezeit 0900-Nummern +++

+++ Wartezeit 0180-Nummern +++

Vor allem bei den 0900-Nummern hat sich die Situation gegenüber dem letzten Test vor einem Jahr weiter verschlechtert. Bei rund der Hälfte der Anbieter hingen die Tester mehr als 1,5 Minuten in der Warteschleife. Die durchschnittliche Wartezeit stieg hier von 2:27 auf 2:35 Minuten. Besonders negativ fielen die Flugsuchmaschine CheapTickets sowie die Mobilfunkanbieter Simply und KabelBW auf, bei denen die Wartezeiten zwischen drei und fünf Minuten lagen. Absoluter Spitzenreiter im negativen Sinn war die Esoterik-Hotline Tarotkönig, bei der die Tester für Spitzenwartezeiten von 15 Minuten erst einmal 27 Euro zahlen mussten, ohne irgendeine Leistung erhalten zu haben.

Etwas besser sieht die Lage bei den günstigeren 0180-Nummern aus, bei denen sich die durchschnittliche Wartezeit im Vergleich zum Vorjahr von 2:09 auf 1:46 Minuten verkürzte. Unangenehm fielen hier vor allem der Technik-Anbieter D-Link, die Fluglinie Easyjet und die Deutsche Bahn mit ihrem Verspätungsservice auf, bei denen man sich zwischen drei und vier Minuten gedulden musste, bis eine Leitung frei wurde. Bei der Deutschen Bahn dauere es durch das komplizierte Auswahlmenü schon zwei Minuten, bis es überhaupt möglich sei, zu einem Kundenberater durchgestellt zu werden.

Zumindest die hohen Kosten für die Hotlines könnten allerdings schon bald der Vergangenheit angehören. So plant die schwarz-gelbe Regierungskoalition im Rahmen der Novelle des Telekommunikationsgesetzes, die Warteschleifen bei Servicenummern kostenlos zu machen. In der kommenden Woche soll sich der Bundestag mit der Gesetzesänderung befassen. Die Regelung soll dann ab 2013 gelten. Für die Übergangszeit sieht die Novelle vor, zumindest die ersten zwei Minuten in der Warteschleife kostenlos zu machen.

Diese Regelung greift aus Sicht der Grünen allerdings zu kurz. "Warteschleifen müssen ohne Wenn und Aber kostenfrei sein", sagt Fraktionsvizechefin Höhn. Bei der Übergangsregelung bestehe die Gefahr, dass sich die Wartezeiten bei den Hotlines noch verlängerten, da die Unternehmen erst ab der dritten Minute Geld ohne Gegenleistung verdienen könnten.