230 Mitarbeiter von Walter Services verlieren im kommenden März ihren Job. Der Centerbetreiber will die Niederlassung in Hamburg schließen.

Hamburg. 230 Mitarbeiter des Hamburger Callcenters Walter Services arbeiteten für Kunden wie Beiersdorf, Navigon, Gigaset, BAT oder auch den Fernsehsender Sky und das Reiseportal Amadeus. Doch damit ist bald Schluss, der Centerbetreiber aus dem badischen Ettlingen will seine Niederlassung in der Hansestadt Ende März schließen. Angeblich sei sie nicht mehr rentabel.

Walter Services gehört mit rund 8000 Mitarbeitern zu den größten Callcenterbetreibern in Deutschland. Niederlassungen gibt es unter anderem in Cottbus, Magdeburg, Dresden und Suhl - alles Regionen mit niedrigerer Wirtschaftskraft als Hamburg. "Wir haben den Verdacht, dass Walter Services die Löhne in Hamburg zu hoch sind. An vielen Standorten bekommen die Beschäftigten sechs bis acht Euro pro Stunde bezahlt, in der Hansestadt sind es acht bis zehn Euro", sagt der Hamburger Betriebsratsvorsitzende Jens Ulrich Harenberg dem Abendblatt.

"Walter Services will mit der Schließung des Standorts teure Mitarbeiter loswerden", vermutet auch Peter Bremme von der Gewerkschaft Ver.di. "Vor einigen Jahren arbeiteten in Hamburg noch rund 500 Beschäftigte. Deren Zahl wurde sukzessiv gekürzt."

Walter Services hatte im Jahr 2005 die früheren Callcenter des TV-Senders Premiere übernommen und ist seither kontinuierlich gewachsen. Doch dann soll das Unternehmen vor wenigen Jahren einen Preiskampf in der Branche angezettelt und dabei dann selbst Federn gelassen haben. Am Ende ist der Konzern wegen seiner hohen Verschuldung Opfer einer feindlichen Übernahme geworden.

Seit diesem Frühjahr haben die Investmentgesellschaften H.I.G. Capital, die auch in Hamburg eine Niederlassung hat, und Anchorage 95 Prozent des Unternehmens übernommen. Im Gegenzug erhielten die bisherigen Eigentümer wie der Finanzinvestor Odewald & Compagnie, der frühere Vorstandschef Ralf Kogeler sowie eine Unternehmerfamilie fünf Prozent der Anteile. Odewald & Compagnie wurde von dem früheren Kaufhof-Chef Jens Odewald gegründet. Geldgeber von H.I.G. sind unter anderem der Versicherungskonzern Allianz, die Deutsche Bank und Goldman Sachs.

Nach dem Eigentümerwechsel wird das Unternehmen von Klaus Gumpp als Vorstandsvorsitzender und Michael Keppel als Aufsichtsratschef geführt. Beide gelten als Sanierungsexperten und sollen auch schon in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben. Ihr Auftrag ist es, Walter Services nun auf höhere Profite zu trimmen. Das Nachsehen haben die 230 Hamburger Mitarbeiter. Betriebsratschef Harenberg muss nun mit der Unternehmensleitung Verhandlungen für einen Sozialplan aufnehmen. Doch damit allein wollen sich die Mitarbeiter nicht zufriedengeben. Einige Kunden des Hamburger Callcenters haben bereits ihre Verträge mit Walter Services gekündigt. "Diese Firmen wollen wir jetzt ansprechen und ihnen anbieten, dass wir künftig in Eigenregie für sie weiterarbeiten", sagt Harenberg.