Herbstgutachten sieht Dämpfer. Aber Hafen, Airbus und Einzelhandel wollen zulegen

Hamburg. Es ist ein kräftiger Dämpfer für die deutsche Wirtschaft: Glaubt man den führenden deutschen Forschungsinstituten, dann werden die Krisen in Europa und den USA im nächsten Jahr den Aufschwung in der Bundesrepublik abwürgen. Nach zwei Jahren des anhaltenden XL-Wachstums müssen sich die Unternehmen mit einem mageren Plus von 0,8 Prozent begnügen. "Die Schulden- und Vertrauenskrise im Euro-Raum belastet zunehmend die deutsche Konjunktur", schreiben die Forscher in ihrem Herbstgutachten, das gestern vorgestellt wurde. Zuvor hatten sie noch mit zwei Prozent Zuwachs gerechnet.

Auch Hamburg wird nach Einschätzung des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) nicht verschont bleiben. "Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum in der Hansestadt in etwa auf Bundesniveau bewegen wird", sagte der Konjunkturexperte des HWWI, Jörg Hinze. Aufgrund der großen Bedeutung von exportorientierten Unternehmen sei die Entwicklung in Hamburg stark von der Weltwirtschaft abhängig. Befragt man allerdings die Unternehmen und Branchenverbände direkt, ergibt sich ein deutlich positiveres Bild. So geht die Handelskammer mit einem Wachstum von bis zu 1,5 Prozent von einer besseren Entwicklung aus. "Unsere Unternehmen haben ihre Erwartungen für 2012 zwar zurückgeschraubt, wollen aber dennoch im kommenden Jahr weitere Mitarbeiter einstellen und auch mehr investieren", sagt der Chefvolkswirt der Kammer, Günther Klemm.

Der Hafen, von dem bis zu 160 000 Arbeitsplätze abhängen, will 2012 seinen Erholungskurs fortsetzen. "Wir haben bisher keine Signale dafür erhalten, dass wir für das kommende Jahr nicht zuversichtlich sein sollten", sagte Bengt van Beuningen, der Sprecher von Hafen Hamburg Marketing. Entscheidend für die Entwicklung werde vor allem das Geschäft mit China, Russland, aber auch Nord- und Südamerika sein. 2011 sollen neun Millionen Standardcontainer umgeschlagen werden - im Jahr 2010 waren es 7,9 Millionen.

Erfreulich sieht es auch in der Hamburger Luftfahrtbranche aus. Airbus, mit 14 700 Beschäftigten der größte industrielle Arbeitgeber der Stadt, hat volle Auftragsbücher für sechs bis acht Jahre und will die Produktion der kleinen Airbus-Jets bis Ende 2012 ausweiten. Dazu werden mehrere Hundert Mitarbeiter zusätzlich eingestellt.

Ebenso optimistische Signale kommen aus dem Einzelhandel mit seinen rund 60 000 Beschäftigten: "Wir halten nach 1,5 Prozent in diesem Jahr ein Umsatzplus von zwei bis 2,5 Prozent im Jahr 2012 für möglich", sagt Wolfgang Linnekogel, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands. "In Hamburg ist die Kaufkraft traditionell höher als im Bundesdurchschnitt", begründet er die Zuversicht der Branche.

Gut gefüllte Auftragsbücher meldet zudem der Maschinenbau mit 25 000 Beschäftigten in der Metropolregion. "Wir werden beim Wachstum 2012 nochmals um vier Prozent zulegen", prognostiziert Jörg Mutschler, Geschäftsführer des Landesverbandes Nord der Maschinenbauer.