Hamburger Unternehmen SeeFront entwickelt neue Scheibe für Bildschirme, um ohne Brille 3D zu sehen. Sony ist der erste Großkunde.

Hamburg. Die kleine Platte wirkt unscheinbar. Ein Rechteck aus Plastik. Erst als Christoph Großmann das Teil auf den Bildschirm seines Laptops legt und befestigt, entpuppt sich die an ein beschlagenes Fenster erinnernde Scheibe als wahres Wunder. Plötzlich ist auf dem Bildschirm ein 3-D-Film erkennbar. Entwickelt hat die neue Technik, mit der man dreidimensionale Filme ohne die lästige 3-D-Brille sehen kann, der Hamburger Unternehmer Christoph Großmann. Sein derzeit größter Kunde ist der japanische Konzern Sony. Am 22. Oktober kommt das neue Vaio-Notebook des Unternehmens auf den Markt. Zu einem Preis von rund 130 Euro können Kunden das Gerät mit Großmanns Technik nachrüsten und auf dem Bildschirm dreidimensionale Filme und Fotos sehen, aber auch 3-D-Spiele spielen.

"Wir sind Lizenzgeber für Sony geworden", sagt Großmann. "Diese Partnerschaft bringt uns ein großes Stück nach vorn." Mit seinem 2006 gegründeten Unternehmen SeeFront ist er gerade an die Esplanade umgezogen - um Platz für neue Mitarbeiter zu schaffen. Derzeit hat er vier Beschäftigte, doch die Zahl könnte sich mit neuen Aufträgen schnell verdoppeln. Anfragen seitens der Industrie gibt es genug.

So war SeeFront an der Entwicklung des neuen Concept-Cars F125 beteiligt, den Daimler jüngst auf der Internationalen Automobilausstellung präsentierte. "Wir waren für dreidimensionale Technik am Armaturenbrett zuständig", so Großmann. Mit 3-D-Ansichten könnten wichtige Infos, die das Auto an den Fahrer gibt, hervorgehoben werden. Nachdem dies publik wurde, klopften bereits einige Autozulieferer an die Tür von SeeFront.

Doch der Unternehmer sieht das Einsatzfeld für seine Erfindung vielfältiger. "Für die Telemedizin wäre die von uns entwickelte 3-D-Technik hilfreich. Ärzte könnten bei Operationen auf dem Bildschirm noch mehr erkennen", sagt er. Auch die dreidimensionale Darstellung beim Ultraschall oder bei Bildern aus der Computertomografie sagten mehr aus als die bisherige Technik. Die Universität Bonn nutzt seine Erfindung zur Erkennung von Augenfehlern bei Kleinkindern. Weitere Kooperationen gibt es mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und mit internationalen Unternehmen. Auch in der Konstruktion von Gebäuden und Anlagen sieht der Ingenieur und Architekt ein breites Anwendungsfeld. Inzwischen setzt Großmann knapp eine Million Euro um. Das Unternehmen wirtschafte bereits profitabel. Kredite von der Bank habe er auch nicht in Anspruch nehmen müssen, versichert er. Großmann entwickelte die Technik, hergestellt werden seine 3-D-Panels und Bildschirme jedoch von seinen Kunden selbst, wie dies jetzt auch im Fall von Sony geschieht. SeeFront erhält pro verkauftem Panel eine Lizenzgebühr.

+++Papa kann jetzt auch 3D+++

Dreidimensionale Bilder haben den Unternehmer schon immer fasziniert. "Als ich jung war, gab es den Viewmaster, also ein kleines Kästchen zum Reinschauen, in denen zwei versetzte Fotos vom gleichen Objekt einen dreidimensionalen Eindruck erzeugten. Seither beschäftige ich mich mit dem Thema 3-D, so der 57 Jahre alte Ingenieur, der jahrelang als Architekt in Hamburg arbeitete. Schon damals, als er noch Bürohäuser etwa für den Deutschen Ring und die Hamburger Sparkasse plante, hat er quasi nebenberuflich an der neuen Technik geforscht. Das führte dazu, dass der Hamburger Innovationsfonds seine Arbeit zur Entwicklung einer 3-D-Technologie bereits im Jahr 2002 mit einem Zuschuss von 100 000 Euro gefördert hat. Das dürfte ihn auch dazu bewegt haben, 2006 im Alter von 52 Jahren mit SeeFront nochmals neu durchzustarten. Bereut hat er dies bisher nicht.