Fresenius-Tochter Helios übernimmt damit auch die Endo-Klinik. Größter Krankenhausverbund Deutschlands entsteht. Weitere Fusionen erwartet.

Hamburg/Kiel. Es ist eine der spektakulärsten Übernahmen im deutschen Krankenhausmarkt: Die Berliner Helios Kliniken GmbH, eine Tochter des Gesundheitskonzerns Fresenius, übernimmt die Mehrheit an der norddeutschen Damp Gruppe. "Damit entsteht der mit Abstand größte deutsche Klinikverbund mit über drei Milliarden Euro Umsatz im Jahr", sagte gestern Damp-Vorstandschef Carl Hermann Schleifer.

Die Damp Holding mit Sitz im gleichnamigen Ostseebad und in Hamburg betreibt insgesamt elf Kliniken mit mehr als 4000 Betten. In der Hansestadt zählt die auf Gelenk- und Wirbelsäulenchirurgie spezialisierte Endo-Klinik mit 250 Betten und rund 500 Mitarbeitern zu der Gruppe. Die Berliner Helios Kliniken sind bereits heute ein echtes Schwergewicht auf dem Krankenhausmarkt und gehören mit 64 Häusern und 19 000 Betten neben dem Rhön-Klinikum und Asklepios zu den Top drei der Branche. Vom Umsatz her ist Helios etwa fünfmal so stark wie der norddeutsche Konkurrent.

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"Die Damp Gruppe passt sehr gut zu uns, weil sie unsere bestehenden Kliniken im Norden optimal ergänzt", sagte Helios-Chef Francesco De Meo dem Abendblatt. Bislang sei Helios überwiegend im Nordosten Deutschlands vertreten, während die Damp Gruppe sowohl Kliniken in Mecklenburg-Vorpommern als auch in Schleswig-Holstein betreibe. "In Hamburg bekommen wir mit der Endo-Klinik eine hervorragende Spezialklinik hinzu, die wir weiter ausbauen möchten."

Am Montagabend war der Vertrag zum Verkauf von 94,7 Prozent der Damp-Anteile unterschrieben worden - zu einem nicht genannten Preis. Das Aktienpaket hielt bislang der Aufsichtsratsvorsitzende der Holding, Walter Wübben. Er zieht sich aus Gründen der "persönlichen Lebensplanung" aus dem Unternehmen zurück, will künftig aber über seine Damp-Stiftung Geld in die medizinische Forschung und Lehre stecken.

Der Verkauf der Damp Gruppe dürfte erst im zweiten Quartal 2012 tatsächlich wirksam werden. Es stünden noch die üblichen aufsichtsrechtlichen Zustimmungen und die Freigabe durch die Kartellbehörden aus, erläuterte Schleifer. Um kurzfristig die Genehmigung zu erhalten, soll aus wettbewerbsrechtlichen Gründen als einzige Damp-Klinik der Betrieb in Wismar bis Jahresende 2011 verkauft werden. Helios betreibt bereits in Schwerin eine Klinik, was angesichts der Nähe zu Wismar in den Augen der Kartellwächter eine zu große regionale Marktdominanz darstellen könnte.

Glaubt man dem bisherigen Vorstandschef, dann können die knapp 8000 Arbeitnehmer im bisherigen Damp-Konzern gelassen bleiben: "Für die Mitarbeiter geht die Welt weiter, wie sie ist." Die Arbeitsverträge würden weiter gelten, "da passiert gar nix". Schleifer, der im nächsten Jahr 70 Jahre alt wird, will nach eigenen Angaben "den Integrationsprozess mit Helios begleiten". Die Damp-Zentrale, in der etwa 50 Beschäftigte arbeiten, werde in Hamburg bleiben.

Auch Helios-Chef De Meo versicherte, dass derzeit weder Personalabbau noch Entlassungen geplant seien. Beide Unternehmen seien gesund, was heute keine Selbstverständlichkeit sei. Die Mitarbeiter in den Kliniken müssten aber flexibel sein und möglicherweise mehr Patienten betreuen als bislang. "Nach der Übernahme werden wir prüfen, ob es Synergien zwischen Damp und Helios gibt und Strukturen gegebenenfalls anpassen", sagte er. Dies sei am ehesten im administrativen Bereich der Fall. Auf einer "Roadshow" wollen Schleifer und De Meo die Damp-Mitarbeiter an den verschiedenen Standorten informieren.

Der Markenname Damp bleibt laut De Meo nicht in allen Bereichen erhalten. Bei den Akutkrankenhäusern habe sich die Marke Helios bewährt, sagte er. In anderen Einrichtungen sei das Ansehen von Damp sehr groß. "Den Namen Endo-Klinik werden wir mit Sicherheit nicht ändern", sagte er.

Der Konzernbetriebsrat erfuhr nach eigenen Angaben erst gestern vom Wechsel des Hauptaktionärs. "Uns befremdet diese Informationspolitik", sagte die Vorsitzende Elke Lunkeit, die auch Mitglied des Aufsichtsrats ist. In Schleswig wollen sich die Arbeitnehmervertreter des Aufsichtsrats heute treffen, um das weitere Vorgehen zu beraten. "Unser größtes Interesse ist es, alle Arbeitsplätze zu erhalten und dies weiterhin zu guten Konditionen."

Nach Einschätzung des Hamburger Gesundheitsmarktexperten Heinz Lohmann wird es in Zukunft noch zu einer ganzen Reihe von weiteren Übernahmen unter den deutschen Kliniken kommen. "Vor allem die öffentlichen Krankenhäuser stehen unter einem großen Kostendruck, können aber zugleich nicht an der Qualität der medizinischen Versorgung sparen, weil die Patienten immer anspruchsvoller werden", sagte der Chef der Beratungsgesellschaft Lohmann Konzept. "Dies führt dazu, dass sich die Betreiber notgedrungen zu größeren Einheiten zusammenschließen müssen."

In den vergangenen Jahren sind laut Lohmann eine ganze Reihe von städtischen Krankenhäusern von privaten Klinikkonzernen übernommen worden. Der Verkauf einer großen privaten Klinikgruppe wie Damp sei allerdings "absolut außergewöhnlich".