150 Beamte durchsuchten wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug Standorte der Helios-Kliniken in Berlin. Auch Chefärzte im Visir.

Berlin. Nach den Berliner DRK-Kliniken sorgen jetzt auch die Hellios-Kliniken für Aufsehen: Rund 150 Beamte von Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft haben am Dienstag Standorte der Helios-Kliniken in Berlin wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrug durchsucht. Bisher gebe es 14 Verdächtige – darunter Ärzte, Chefärzte und Geschäftsführer, berichteten die Behörden. Die Ermittler gehen davon aus, dass mindestens seit 2008 Leistungen fehlerhaft abgerechnet wurden. Den genauen Schaden konnten sie jedoch noch nicht beziffern. Helios kündigte an, die Untersuchungen zu unterstützen.

Der Leiter der polizeilichen Ermittlungsgruppe, Karsten Fischer, sagte: "Es besteht auch hier der Verdacht, dass ambulante Leistungen von nicht zugelassenen und zum Teil auch nicht ausreichend qualifizierten Ärzten erbracht wurden, die dann über den jeweils zugelassenen Arzt abgerechnet wurden“. Eine Sprecherin der Zentrale der Helios Kliniken GmbH äußerte sich dazu: "Wir haben nach unserer Einschätzung alles getan, um fehlerhafte Abrechnungen zu vermeiden. Zu den laufenden Ermittlungen selbst können wir keine Details nennen.“

Im Visier der Behörden waren die Helios-Zentrale in Berlin-Mitte, der Standort Berlin-Buch sowie neun Wohnungen in Berlin und Brandenburg. Laut Oberstaatsanwalt Thorsten Cloidt wurde dabei umfangreiches Material in Form von Papier und Datenträgern sichergestellt. Die Ermittler konzentrierten sich auf die Bereiche Radiologie, Kardiologie und Nephrologie (Nierenheilkunde).

Die vor einem Jahr bekanntgewordenen Vorwürfe über Abrechnungsbetrug in Berliner DRK-Kliniken waren für einen Tippgeber Anlass, die Kassenärztliche Vereinigung auch auf mögliche Betrügereien am Helios Klinik Berlin-Buch hinzuweisen. Stichprobenartige Ermittlungen bei Helios und Zeugenbefragungen hätten diesen Anfangsverdacht erhärtet, berichtete der Leiter der Ermittlungsgruppe, Karsten Fischer.

Oberstaatsanwalt Cloidt hält es für denkbar, dass "das Ende der Fahnenstange“ noch nicht erreicht ist. Auch im Zuge der Ermittlungen bei den DRK-Kliniken habe sich die Zahl der Beschuldigten explosionsartig erhöht. "Wir stehen im Prinzip bei Helios am Anfang der Ermittlungen und müssen erst einmal sehen, dass wir da eine vernünftige Bestandsaufnahme machen können.“

Bei den DRK-Kliniken ermittelt die Staatsanwaltschaft inzwischen gegen mehr als 90 Beschäftigte. Das sehr umfangreiche Verfahren werde in der nächsten Zeit abgeschlossen, kündigte Cloidt an. Er gehe davon aus, dass auch Anklage erhoben wird.

Über mögliche weitere Verdachtsfälle in Deutschland wollte Cloidt nicht spekulieren. Es seien keine Querverbindungen in andere Bundesländer bekannt. Aber: "Ausschließen können wir gar nichts.“ (dpa)