Vermittlungsgespräch bringt Einigung. Streiks abgesagt

Frankfurt. Der drohende Streik der Fluglotsen ist vom Tisch. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) und die Deutsche Flugsicherung (DFS) haben sich gestern in einem Vermittlungsgespräch geeinigt, das auf Initiative von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) erfolgte. Ramsauer ist der Vertreter der Bundesregierung als Eigner der Deutschen Flugsicherung. Nach Angaben der GdF muss nun noch die Tarifkommission zustimmen. Dies gilt als sehr wahrscheinlich.

Der DFS zufolge erhalten alle rund 6000 Mitarbeiter für eine Laufzeit von 17 Monaten in zwei Stufen eine Gehaltserhöhung von 5,2 Prozent. Im zuletzt umstrittenen Punkt der Beförderung von Team- und Schichtleitern bei den Fluglotsen gab es eine Einigung. Nach den Berechnungen des Unternehmens erhöhen sich die Personalkosten durch die Einigung um etwa neun Prozent.

Die Gewerkschaft hatte einen Lotsenstreik noch für diese Woche angekündigt, nachdem die letzte Schlichtungsrunde am vergangenen Freitag gescheitert war. Die Deutsche Flugsicherung und die Gewerkschaft gaben sich danach gegenseitig die Schuld am Scheitern der Verhandlungen.

Nach der Intervention Ramsauers erklärte sich die Gewerkschaft aber noch einmal zu einem Gespräch mit der DFS bereit. Das Unternehmen beschäftigt etwa 2000 Fluglotsen.

Die beiden Streitparteien hatten gestern seit zehn Uhr in Frankfurt verhandelt. Die Beförderung von Team- und Schichtleitern bei den Fluglotsen war der letzte, wenn auch durchaus gewichtige von ursprünglich 30 strittigen Punkten zwischen den Tarifparteien. An dem gestrigen Gespräch nahm auch Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba teil. Wären die Verhandlungen gescheitert, hätte der erste bundesweite Fluglotsenstreik gedroht.

Damit ist ein Tarifkonflikt gelöst, der sich seit Jahresbeginn hingezogen hatte. Im Sommer hatten die GdF-Mitglieder per Urabstimmung für einen Streik gestimmt, der nach heftigen juristischen Auseinandersetzungen durch die Schlichtung vorläufig abgewendet worden war. Anfang August war die Situation eskaliert - die Fluglotsen wollten zweimal einen kompletten Vormittag lang den Flugverkehr lahmlegen. Die Arbeitsniederlegungen wurden jedoch beide Male kurz vorher verhindert. Durch die Streiks standen jeweils bis zu 2500 Flüge auf der Kippe, bis zu 400 000 Passagiere wären gestrandet. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft hatte auch gestern vor den Folgen eines Streiks gewarnt. Bis zu 300 000 Passagiere könnten von einer 24-stündigen Arbeitsniederlegung der Fluglotsen betroffen sein, hieß es.

Der Vorsitzende der DFS-Geschäftsführung, Dieter Kaden, sagte gestern nach der Einigung mit der Gewerkschaft, das Ergebnis stelle "eine große finanzielle Hypothek für die Deutsche Flugsicherung" dar. Im Interesse der Kunden und Passagiere seien die Verhandlungsführer aber auf die Forderungen der Gewerkschaft eingegangen. "Wir haben alles getan, um Schaden von der Luftverkehrsbranche und der Volkswirtschaft insgesamt abzuwenden", sagte Kaden.

Die Gewerkschaft war mit Forderungen nach einer Gehaltserhöhung um 6,5 Prozent über zwölf Monate in die Verhandlungen gegangen. In dem Tarifkonflikt ging es aber von Beginn an nicht nur um mehr Geld, sondern auch um Arbeitsbedingungen und Strukturen. Einer Studie zufolge erhalten deutsche Fluglotsen derzeit im Schnitt ein Jahresgehalt von 101 000 Euro, in manchen anderen Ländern liegt das Gehaltsniveau teils noch höher.