Airbus will auf die Gewerkschaft IG Metall zugehen. Interview mit Joachim Sauer, dem Personalchef des Flugzeugbauers

Hamburg. Der Ärger in der Belegschaft des Flugzeugbauers ist groß. Auch nach eineinhalb Jahren Verhandlungen gibt es keine Einigung über einen Zukunftstarifvertrag. Nach der Kundgebung am Freitag vor dem Hamburger Airbus-Werk sprach das Abendblatt mit dem Airbus-Personalchef Joachim Sauer über das Angebot der Arbeitgeber und die Chancen, jetzt doch noch rasch zu einer Einigung mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft IG Metall zu kommen.

Hamburger Abendblatt:

Herr Sauer, haben Sie die Demonstrationen der Airbus-Mitarbeiter und die Kundgebungen am Freitag beeindruckt?

Joachim Sauer:

Wir nehmen die Warnstreiks ernst, haben aber kein Verständnis dafür. Airbus hat ein in Deutschland einzigartiges Angebot vorgelegt - wir bieten Beschäftigungssicherung bis Ende 2020 für alle Airbus-Mitarbeiter. Darüber hinaus bieten wir eine höhere Ausbildungsquote und eine Reduzierung der Zeitarbeit auf 20 Prozent in der Serienproduktion. Das gibt es aber nicht umsonst. Bedingung ist, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Standorte langfristig gesichert wird. Das schaffen wir, wenn wir unsere Produktivität steigern und eine gewisse Flexibilität behalten können.

Der Betriebsrat will aber nur eine Quote von 15 Prozent bei den Zeitarbeitern akzeptieren und sieht eine Ausnahmeregelung kritisch. Dazu halten die Arbeitnehmer ein Plus bei der Produktivität um acht Prozent für unrealistisch. Wie soll jetzt weiterverhandelt werden?

Sauer:

Über die Erhöhung der Produktivität kursieren verschiedene Zahlen, aber oft werden Äpfel mit Birnen verglichen. Darüber müssen wir reden. Es geht hier nicht um Mehrarbeit, sondern darum, intelligentere und effizientere Arbeitsweisen einzuführen. Das wollen wir mit unseren Mitarbeitern zusammen machen - denn sie sehen ja jeden Tag, was man besser machen kann. Eine geringere Quote für die Zeitarbeit halten wir nicht für möglich. Die Luftfahrt ist ein zyklisches Geschäft, und die Schwankungen werden immer stärker und kommen in kürzeren Abständen. Wir brauchen diese Flexibilität. Wir wären aber bereit, bei Zeitarbeitern, die zwei Jahre bei uns sind, eine Übernahme zu prüfen und sie in Einzelfällen einzustellen. Wird die Produktion stabiler, wie es jetzt beim Airbus A380 geschieht, werden ohnehin immer weniger Zeitarbeiter gebraucht.

Als Konsequenz auf die ablehnende Haltung der Arbeitnehmer zu dem Angebot hat Airbus damit gedroht, Produktion von Deutschland nach Frankreich zu verlagern. Wie realistisch ist das?

Sauer:

Das war missverständlich. Wir wollen nicht drohen, sondern wollen die deutschen Standorte langfristig fit machen für den Wettbewerb mit den neuen Konkurrenten aus China, Russland, Brasilien und Kanada. Der jetzt anstehende Hochlauf der Produktion der A320-Familie soll in Hamburg stattfinden. Auch deshalb stellen wir dieses Jahr in Deutschland 1000 Mitarbeiter ein und stellen im Rahmen der Verhandlung in Aussicht, im kommenden Jahr 300 Zeitarbeiter zu übernehmen.

Wie wirken sich die Warnstreiks auf die Produktion aus?

Sauer:

Die Auslieferungen sind nicht betroffen.

Wie schnell muss Ihrer Meinung nach eine Einigung her?

Sauer:

So schnell wie möglich. Wir sind jederzeit zu Gesprächen bereit. Unser Wunsch wäre, in den nächsten Wochen zu einer Einigung zu kommen.