Konditionen sinken auf historisches Tief von unter 3,5 Prozent. Die Angebote der Hamburger Geldhäuser finden Sie hier im Überblick.

Hamburg. Jeder Tag des Abwartens ist bares Geld wert. Wer jetzt 200.000 Euro Kredit für eine Hausfinanzierung aufnimmt, spart allein bei den Zinsen über zehn Jahre knapp 15.000 Euro im Vergleich zu einem Häuslebauer, der seinen Vertrag bereits vor drei Monaten unterschrieben hat. Das eingesparte Geld reicht für eine gute Einbauküche. Die Rechnung zeigt zudem, wie stark die Zinsen für Baufinanzierungen in den letzten Wochen noch einmal gefallen sind. Experten sprechen schon seit Monaten von "historisch niedrigen Konditionen", doch die Entwicklung zeigt: Es geht immer noch ein bisschen günstiger.

Während sich Sparer über sehr niedrige Zinsen ärgern, haben Bauwillige gut lachen. "Hypothekendarlehen mit zehn Jahren Laufzeit sind aktuell zu Effektivzinsen von durchschnittlich unter 3,5 Prozent zu haben", sagt Kerstin Altendorf vom Bundesverband deutscher Banken. "Noch nie waren Baudarlehen so günstig wie jetzt." Wer zum Immobilienerwerb 50 Prozent des Kaufpreises aus Ersparnissen aufbringen kann, erhält sogar ein Darlehen mit knapp unter drei Prozent Zinsen: Mit 2,99 Prozent werben einige Baugeldvermittler. Im Schnitt der vergangenen 20 Jahre lagen die Hypothekenzinsen bei rund sechs Prozent.

Im Durchschnitt müssen für den Kauf eines Einfamilienhauses in Hamburg im Wert von 300.000 Euro, für das ein Kredit über 240.000 Euro für zehn Jahre aufgenommen wird, monatlich 1053 Euro für Zins und Tilgung aufgebracht werden. Gemessen an der Wohnfläche von 135 Quadratmetern ist das mit einer Kaltmiete vergleichbar. Wer mehr als acht Euro pro Quadratmeter seinem Vermieter überweist, für den rechnet sich der Umzug in die eigenen vier Wände erst recht.

Denn die Mietpreise sind in Hamburg seit Mitte 2010 bei Neuvermietungen um sieben Prozent auf 9,75 pro Quadratmeter gestiegen, ermittelte Jones Lang LaSalle. Binnen zwei Jahren liegt der Anstieg sogar bei 14 Prozent. Das ist der stärkste Preisanstieg in acht untersuchten Großstädten.

Noch stärker steigen die Immobilienpreise in der Hansestadt. Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen sind innerhalb eines Jahres um 13 Prozent gestiegen. "Hamburg bleibt der dynamischste Wohnungsmarkt in Deutschland", sagt Roman Heidrich von Jones Lang LaSalle. "Hier dreht sich die Miet- wie auch die Kaufpreisspirale am schnellsten." Im Schnitt müssen in Hamburg für einen Quadratmeter Wohnfläche in einer Eigentumswohnung 2640 Euro bezahlt werden. Das sind rund 600 Euro mehr als noch vor zwei Jahren. Nicht nur niedrige Zinsen und steigende Mieten und Immobilienpreise sprechen für Wohneigentum, auch die unsichere Situation an den Finanzmärkten sorgt für eine Flucht in Betongeld. Viele Aktien haben bis zu 50 Prozent ihres Wertes verloren. Bei sicheren Sparanlagen gleichen die niedrigen Zinsen kaum die Inflationsrate von 2,6 Prozent aus. "Das verstärkt das Interesse an Wohnimmobilien", sagt Kai Oppel, Sprecher des Baugeldvermittlers Hypothekendiscount. Der Wert einer Immobilie ist vergleichsweise sicher - vorausgesetzt, Preis, Qualität und Lage stimmen.

Einerseits verstärkt die Finanzkrise die Nachfrage nach Immobilien in wertstabilen Lagen wie Hamburg, andererseits ist sie die Ursache für die historisch niedrigen Zinsen. "Die Baugeldzinsen profitieren von der Staatsschuldenkrise in Europa", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. Investoren flüchten in als sehr sicher geltende deutsche Bundesanleihen und Pfandbriefe. Mit Letzteren werden Hypothekendarlehen refinanziert. So sank auch die Rendite zehnjähriger Pfandbriefe innerhalb von drei Monaten von 3,55 Prozent auf 2,50 Prozent. Als Folge gaben die Zinsen für Hypothekendarlehen deutlich nach.

Bei den niedrigen Zinsen geht die Immobilienfinanzierung auch noch günstiger: Wer nur eine Zinsbindungsfrist von fünf Jahren wählt, erhält Zinsen für deutlich unter drei Prozent. Experten raten aber davon ab. "Die niedrigen Zinsen sprechen für einen langen Zinsbindungszeitraum", sagt Dirk Scobel von der Verbraucherzentrale Hamburg. Neben der üblichen Zinsbindungsfrist von zehn Jahren sollten 15 und 20 Jahre in den Fokus der Immobilienkäufer rücken. Fünf Jahre mehr Zinssicherheit kosten im Berechnungsbeispiel der Tabelle 80 Euro mehr im Monat. Bei der Sparda-Bank Hamburg gibt es fast keinen Unterschied zwischen Zehn- und 15-Jahres-Zins. "Wir registrieren ein starkes Interesse der Kunden an einer 15-jährigen Zinsbindung", sagt Sprecher Dieter Miloschik.

Auch eine Finanzierung auf 20 Jahre ist sehr attraktiv. Die Baugeldvermittler Accedo und DTW-Immobilienfinanzierung bieten sie für einen Effektivzins von 3,34 Prozent an. Die monatliche Belastung liegt bei 1058 Euro. Solche Laufzeiten bieten Zinssicherheit auf lange Sicht, auch die Restschuld am Ende ist geringer. Außerdem gibt es ein einseitiges Kündigungsrecht der Kreditnehmer nach zehn Jahren, das genutzt werden kann, falls die Zinsen dann noch niedriger sind.

Trotz günstiger Bedingungen warnt Scobel vor übereilten Immobilienkäufen. "Das knappe Angebot an Wohnungen und Häusern in Hamburg verleitet die Leute zu übereilten Abschlüssen", sagt er. Zumindest von der Zinsentwicklung ist keine Hektik nötig. "Wir erwarten keinen großen Anstieg bei den Zinsen", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse. Ein minimaler Anstieg zum Jahresende sei möglich, vorausgesetzt die Finanzmärkte beruhigten sich. Dann würden die Anleger ihr Geld eher wieder in Aktien stecken.