Autobauer gibt Großteil des Geldes bis 2016 in Deutschland aus

Hamburg. Volkswagen erhöht trotz erster Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung nochmals das Investitionstempo. Der Aufsichtsrat beschloss am Freitag, in den nächsten fünf Jahren 62,4 Milliarden Euro in die Hand zu nehmen. Das Geld soll in den Ausbau der Werke, die Entwicklung neuer Fahrzeuge mit verbrauchsärmeren Antrieben und die alternative Energieerzeugung der Fabriken gesteckt werden. Damit geben die Wolfsburger Autobauer im Rennen um die Weltmarktführung weiter Vollgas. Der Konzern investiere eine Rekordsumme, "um der ökonomisch und ökologisch beste Automobilhersteller der Welt zu werden", sagte Vorstandschef Martin Winterkorn.

Der Firmenchef bekräftigte das Ziel, VW an die Weltmarktspitze führen zu wollen. Dazu müssen die Wolfsburger die Opel-Mutter General Motors verdrängen, die den nach der Erdbebenkatastrophe in Japan angeschlagenen Konkurrenten Toyota jüngst vom Thron gestoßen hat. Finanziell kann Europas größter Autobauer die Investitionen locker stemmen: Er verfügt dank satter Gewinne alleine über eine Nettoliquidität von fast 20 Milliarden Euro.

Der Weg an die Spitze dürfte für VW allerdings nicht einfach werden. Noch will Volkswagen wie die meisten anderen Autobauer von einer Krise zwar nichts wissen. Auf der Automesse IAA in Frankfurt (bis 25. September) werden vor allem neue Modelle und die Erfolge im auslaufenden Boom gefeiert. Winterkorn hat allerdings bereits gewarnt, dass die nächsten Monate "kein Selbstläufer" werden. Seine Prognose für den weltweiten Autoabsatz 2012 senkte der Konzernchef bereits vorsorglich um zwei Millionen auf 64 Millionen Fahrzeuge. VW selbst will 2011 weltweit erstmals acht Millionen Fahrzeuge ausliefern.

Der französische Autobauer Peugeot, die Nummer zwei in Europa, tritt wegen der trüben Wirtschaftsaussichten bereits auf die Kostenbremse und will Stellen streichen. So weit ist es bei Volkswagen nicht. "Die hohen Investitionen sprechen für die Stärke des Konzerns", sagte Frank Schwope, Autoanalyst der NordLB. Allerdings stehe das Management in den nächsten Monaten vor großen Herausforderungen: Mit dem Streit mit Suzuki, der Integration von Porsche und MAN müssten mehrere Baustellen beackert werden. Gleichzeitig zieht VW die Produktion weltweit hoch, führt über alle Marken hinweg ein neues Baukastensystem ein und will zahlreiche neue Modelle an den Start bringen.

Der Planung zufolge will VW von 2012 bis 2016 allein 32,7 Milliarden Euro in neue Automobile und Varianten investieren. Dabei sollen die Kosten durch die neue Baukastentechnologie um bis zu 30 Prozent sinken. 17 Milliarden fließen in neue Presswerke, Lackierereien und die Verbesserung der Fertigungsabläufe. Von der Gesamtsumme von 49,8 Milliarden Euro soll mehr als die Hälfte in Deutschland ausgegeben werden, was die Arbeitnehmer jubeln lässt: "Das sichert die Beschäftigung nachhaltig", sagte Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Weitere 14 Milliarden Euro sollen in die Gemeinschaftsunternehmen in China gesteckt werden. VW zieht derzeit zwei neue Werke in der Volksrepublik hoch. Weitere sollen folgen, um die hohe Nachfrage bedienen zu können.