Kaufzurückhaltung der Verbraucher führt zu Gewinneinbruch bei der Modeschmuckkette Bijou Brigitte. Große Probleme in Spanien.

Hamburg. Die Konsumverdrossenheit der Verbraucher infolge der Euro-Krise hat auch die Modeschmuckbranche erreicht. Die Hamburger Bijou Brigitte AG kann deshalb immer noch nicht an frühere, erfolgreiche Zeiten anknüpfen. Im ersten Halbjahr lag der Umsatz mit 174 Millionen Euro nur auf Vorjahresniveau. Der Gewinn schrumpfte sogar um fast ein Viertel auf 19 Millionen Euro.

"Wir befinden uns in einer Schwächephase. Aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand", sagte der Vorstandsvorsitzende Roland Werner dem Abendblatt. Die Firma, die im Jahr 1963 von dem Hamburger Unternehmer Friedrich W. Werner gegründet wurde, leidet vor allem an der Krisenstimmung bei den Konsumenten in Spanien und Portugal. Während Bijou Brigitte dort in der Vergangenheit gut verdient hatte, sind die Verbraucher nun zurückhaltender geworden. Ein Viertel der insgesamt 1177 Filialen befindet sich in den beiden südeuropäischen Ländern. In Deutschland gibt es rund 400 Verkaufsstellen - 18 davon in Hamburg. In der Bundesrepublik konnte der Absatz zwar stabil gehalten werden, nahm aber auch nicht zu.

+++ Neuer Vorstand für den Vertrieb von Modeschmuck +++

+++ Bijou Brigitte leidet unter der Krise in Spanien +++

Werner will nun einige unrentable Filialen in Südeuropa aufgeben. "Wir werden dieses Jahr 40 bis 50 Filialen schließen, etwa die Hälfte davon befindet sich in Spanien." Zuvor müssten jedoch die Mietverträge für die Geschäfte noch auslaufen. Komplett zurückziehen aus dem Markt will er sich aber nicht. "Spanien hat Potenzial", betont Werner und hofft, dass sich die wirtschaftliche Lage in dem Land bald wieder verbessern wird.

Als Werner Senior 1963 erstmals Modeschmuck aus Fernost nach Deutschland importierte, galt er noch als Exot. Nur Kaufhäuser und Boutiquen hatten preisgünstige Halsketten oder Armreife als Accessoires im Angebot. Weitere Wettbewerber trauten sich damals nicht auf den Markt, da kaum jemand glauben wollte, dass man mit Schmuck, der teilweise sogar für unter einem Euro zu erwerben war, erfolgreich sein kann. Werner hat das Gegenteil bewiesen. Die Kundschaft, vor allem Frauen, rissen ihm die preiswerten Ohrringe, Armbänder oder Halsketten aus der Hand. Die erste Filiale wurde in Norderstedt eröffnet.

Auch heute gibt es in den Geschäften noch Artikel im Niedrigpreisbereich. Ein Armreif aus Plastik etwa ist für 50 Cent zu haben. Doch das Umfeld hat sich geändert. Ketten wie Pandora mit Filialen oder reine Versand- und Internethändler machen dem Hamburger Unternehmen immer mehr Konkurrenz. Auch Werner will das Onlinegeschäft von Bijou Brigitte, das derzeit weniger als fünf Prozent vom Gesamtumsatz ausmacht, weiter stärken und auf ein bis zwei andere Länder ausweiten. "Wir müssen mit unserer Marke in der Öffentlichkeit präsenter werden", begründet der Sohn des Gründers diesen Schritt. Mehrere Maßnahmen sind geplant, um den Namen Bijou Brigitte modebewussten Kunden näherzubringen. Unter anderem wurde das Unternehmen Modeschmuckpartner der Firma MGC, die die Wahl der Miss Germany ausrichtet.

Wachstumschancen sieht Werner auch in neuen Ländern, an denen die Euro-Krise vorbeigegangen ist. So wurde dieses Jahr eine norwegische Tochtergesellschaft gegründet. "Wir hoffen, dass wir bereits Ende des Jahres unseren ersten Laden dort eröffnen können", so Werner, in dessen Geschäften der Erfolg vor allem von guten Verkaufslagen und akzeptablen Mietverträgen abhängt. Vor allem an einer Verkaufsniederlassung in der Hauptstadt Oslo ist er interessiert.

Nachdem der Umsatz in den Bijou-Filialen im ersten Halbjahr flächenbereinigt, also ohne die Neueröffnungen, um 4,5 Prozent gesunken ist, und sich keine konjunkturelle Erholung abzeichnet, erwartet das Hamburger Unternehmen für das gesamte Jahr einen leicht sinkenden Umsatz und einen Gewinnrückgang auf 45 bis 50 Millionen Euro. Schon 2010 hatte sich der Überschuss um ein Fünftel auf rund 58 Millionen Euro reduziert.

Die Börse reagierte wenig erfreut auf die schlechten Nachrichten des Unternehmens, das sich noch mehrheitlich in Familienbesitz befindet. Die Aktie von Bijou Brigitte gab gestern um 2,7 Prozent auf 63,40 Euro nach. Vor fünf Jahren noch war Bijou Brigitte ein Börsenstar. Der Kurs lag damals zeitweilig sogar noch bei über 250 Euro.