Finanzminister Wolfgang Schäuble erwartet sieben schlechte Jahre für die Weltwirtschaft. Der Aufschwung in Deutschland geht indes weiter.

Jackson Hole. Die neue Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat angesichts der weltweiten Konjunkturrisiken eine bessere Kapitalausstattung europäischer Banken gefordert. "Die Entwicklungen in diesem Sommer haben gezeigt, dass wir uns in einer gefährlichen neuen Phase befinden", sagte Christine Lagarde bei der internationalen Wirtschaftskonferenz im US-Bundesstaat Wyoming.

Die Institute müssten zu einer Rekapitalisierung gezwungen werden, sagte Lagarde. Dies solle möglichst durch den Privatsektor geschehen. Die neue IWF-Chefin brachte aber auch den Euro-Rettungsfonds EFSF dafür ins Gespräch. "Wir laufen Gefahr, dass die schwache Erholung zum Erliegen kommt. Deshalb müssen wir jetzt handeln", sagte Lagarde auf der Konferenz, auf der sich führende Notenbanker und Experten trafen. Sie forderte die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) auf, beim Treffen im November die Probleme der Weltwirtschaft überzeugend anzugehen. Es war die erste Rede Lagardes, seit sie in diesem Jahr den Chefposten von Dominique Strauss-Kahn übernahm.

Sie warnte die Industrieländer davor, zu viel zu sparen und das Wirtschaftswachstum damit zu gefährden. "Vereinfacht gesagt muss die gesamtwirtschaftliche Politik das Wachstum unterstützen." Nach Lagardes Ansicht sollten die Notenbanken bereit sein, den Geldhahn weiter aufzudrehen. Das Risiko eines Wirtschaftsabschwungs sei größer als das einer Inflation.

Zwei Jahre nach dem Ende der Wirtschafts- und Finanzkrise gefährden die Schuldenkrisen auf beiden Seiten des Atlantiks die wirtschaftliche Erholung. So werden von europäischen Banken höhere Zinsen verlangt, weil ihre Geldgeber fürchten, dass die Institute von der Staatsschuldenkrise betroffen sein könnten. Kreditausfallversicherungen für die Branche sind inzwischen teurer als Anfang 2009, als die Finanzkrise ihren Höhepunkt erreichte. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) befürchtet angesichts der EU-Schuldenkrise "noch sieben schlechte Jahre" für die Weltwirtschaft. Zur Bewältigung der Schuldenkrise plädierte Schäuble für eine engere wirtschaftspolitische Zusammenarbeit zwischen den Euro-Ländern.

Zudem müssten die verschuldeten Staaten ihre Haushalte konsolidieren, etwa durch Einsparungen im öffentlichen Bereich. Die Finanzmärkte könnten sich nicht selbst kontrollieren, sondern bräuchten Grenzen und Regeln, um krisenresistenter zu werden. Dies sei nur mit einer starken Staatengemeinschaft möglich, sagte Schäuble.

Unterdessen rechnet das Bundesfinanzministerium laut "Spiegel" für Deutschland im kommenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent. Wachstumsmotor werde dabei zunehmend die Inlandsnachfrage sein. "Insbesondere die privaten Konsumausgaben dürften spürbar zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum beitragen", heißt es demnach in der Analyse des Ministeriums.