HSH Nordbank muss sich bis Ende 2014 von knapp 1200 Mitarbeitern trennen. Betroffen ist auch Hamburg. Ver.di kritisiert die Entscheidung.

Hamburg/Kiel. Als Folge zur Zustimmung der EU-Kommission zum Rettungspaket, muss die HSH Nordbank umstrukturieren. Dafür sieht sich die Bank gezwungen bis Ende 2014 knapp 1200 Mitarbeiter zu entlassen. Besonders betroffen sind Hamburg und Kiel. Die Gewerkschaft Ver.di bezeichnte das Vorgehen als „Zumutung für die Beschäftigten“. Der zwischen der EU-Kommission und den Eignerländern Hamburg und Schleswig-Holstein ausgehandelte Kompromiss rette das Unternehmen und die Investitionen der Eigentümer auf dem Rücken der Belegschaft, sagte der Hamburger ver.di-Fachbereichsleiter für Finanzdienstleistungen, Berthold Bose. Beamte aus Brüssel würden entscheiden, dass Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren, beklagt sich Bose, obwohl es ein alternatives und von den Eigentümern unterstütztes Modell geben würde. Ver.di erwarte vom Vorstand detaillierte Informationen über Umstrukturierungspläne und Verhandlungen über einen Sozialplan.

Bis Ende 2014 wird sich die HSH von knapp 1200 Mitarbeitern (mehr als ein Drittel der Belegschaft) trennen müssen, davon etwa 850 an den Standorten Hamburg und Kiel. Vor der Krise hatte die Bank noch mehr als 4300 Mitarbeiter, derzeit sind es noch 3313 Vollzeitstellen. Ende 2014 dürfen es nur noch 2120 sein. Das teilte die Bank gestern Abend im Anschluss an eine Sitzung des Aufsichtsrats mit. Der Personalabbau ist eine Folge der von Brüssel geforderten Aufgabe der Geschäftsfelder Flugzeugfinanzierung, internationale Immobilienfinanzierung und eines Teils der Schiffsfinanzierung. Nur unter diesen Bedingungen will die EU-Kommission im September das Rettungspaket für die Bank nach mehr als zwei Jahren abnicken. Im Frühjahr 2009 hatten Hamburg und Schleswig-Holstein als Hauptanteilseigner der HSH drei Milliarden Euro Kapital und zehn Milliarden Euro an Garantien zur Verfügung gestellt. Die EU hatte seitdem geprüft, ob es sich dabei um eine illegale Beihilfe handelt.

Die HSH Nordbank hatte seitdem bereits einen straffen Konsolidierungskurs eingeschlagen. Das Institut war in eine Kern- und eine Abbaubank aufgespalten worden, in der seitdem alle Geschäftsfelder gebündelt werden, die aufgegeben werden sollen - wie das riskante Kreditersatzgeschäft. Jetzt kommt es noch härter. In einer mehrstündigen Sitzung segnete der Aufsichtsrat der HSH die EU-Auflagen und die nötige Neuausrichtung gestern ab. Bislang hatten die Länderregierungschefs Olaf Scholz (SPD, Hamburg) und Peter Harry Carstensen (CDU, Schleswig-Holstein) nur eine mündliche Vereinbarung mit EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Jetzt muss das Paket noch einmal offiziell und schriftlich bei der EU eingereicht werden, bevor die endgültige Entscheidung fällt.

Wegen der dramatischen Auswirkungen gab die Bank um 20.15 Uhr eine Ad-hoc-Meldung heraus. Zwar habe sie im ersten Halbjahr einen Überschuss von 338 Millionen Euro erzielt, aber aufgrund der EU-Vorgaben werde für das Gesamtjahr ein Fehlbetrag erwartet. "Die von der EU-Kommission geforderten Zusagen haben massive Auswirkungen auf unser Geschäft und stellen uns vor eine große unternehmerische Herausforderung", sagte Vorstandschef Paul Lerbinger. Kostensenkungen um 620 Millionen Euro pro Jahr "und mithin auch ein Arbeitsplatzabbau sind unausweichlich". Er sei sich der Tragweite für die betroffenen Mitarbeiter bewusst, hoffe jedoch, dadurch "die verbleibenden Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern", sagte Lerbinger.

Er wird die Belegschaft in Hamburg (rund 1550 Mitarbeiter) und Kiel (1150) heute persönlich informieren. Beide Firmensitze sollen etwa gleich stark betroffen sein. Von knapp 2700 Vollzeitstellen im Norden fallen 850 weg, 1850 bleiben erhalten.

Die HSH will sich künftig als mittelständisch orientierte "Bank für den Unternehmer" aufstellen, die nicht nur Kredite vergibt, sondern Firmeninhabern ein Rundumpaket anbietet. Wichtige Standbeine bleiben daneben die für die norddeutsche Wirtschaft wichtige Schiffsfinanzierung, auf der sie noch zu den Weltmarktführern gehört, sowie der Bereich Erneuerbare Energie.

Die Bank beabsichtigt außerdem eine weitere Kapitalerhöhung durch die beiden Länder. Dazu plant sie eine Zahlung von 500 Millionen Euro an die Länder als zusätzliche Vergütung für die Übernahme von Verlustgarantien. Diese halbe Milliarde Euro fließt nach den Plänen aber sofort als Kapitalerhöhung zurück an die Bank. Dadurch steigt der Anteil der Länder, die Anteile der Mitbesitzer, der Sparkassen in Schleswig-Holstein und einer privaten Investorengruppe, werden verwässert.

Laut Lerbinger erwartet die HSH für 2011 am Jahresende daher rote Zahlen, weil diese Zahlung sowie die Kosten des Sozialplans für die Entlassungen das Ergebnis belasten. Zum Halbjahr meldete die Bank dagegen noch einen Nettogewinn von 338 Millionen Euro, nach einem Verlust von 380 Millionen im Vorjahreszeitraum. Wegen der besseren Konjunkturlage konnte die Bank Risikovorsorgen auflösen und allein daraus 271 Millionen Euro einnehmen.