Nach dem Rücktritt von Steve Jobs übernimmt ein Mann der Zahlen den Chefposten bei Apple. Doch wer ist eigentlich Tim Cook?

New York. Der Kronprinz ist gekrönt. Tim Cook übernimmt nach dem Rücktritt der IT-Legende Steve Jobs die Führung von Apple. Im Vergleich zu seinem langjährigen Chef ist Cook geradezu unauffällig. Der 50-Jährige aus Alabama hat bislang weder die Showtalente seines Chefs erkennen lassen noch dessen visionäre Gabe. Von der Internetseite lächelt die bisherige Nummer zwei die Kundschaft in einem geschäftsmäßigen hellblauen Hemd an.

Doch Cook, der seit Langem das Tagesgeschäft bei Apple verantwortet und den Konzern faktisch seit Januar führt, sollte nicht unterschätzt werden. Als er während einer früheren Auszeit von Jobs das Ruder übernahm, legte die Apple-Aktie rund 60 Prozent zu. Für seine Vertretung wurde Cook 2004 auf Empfehlung seines Chefs mit Bargeld und Aktienoptionen im Wert von 22 Millionen Dollar belohnt. Im vergangenen Jahr, in dem sich die Aktie des wertvollsten Technologiekonzerns wieder kräftig verteuerte, erreichte die Vergütung sogar einen Wert von 59 Millionen Dollar. Cook gilt schon lange als effektiver Manager, der eben bislang eher hinter den Kulissen agiert.

Jobs selbst holte den IBM- und Compaq-Manager 1998 zu Apple - und Cook griff beim damals ums Überleben kämpfenden Unternehmen schnell durch. Er schloss eigene Produktionswerke und setzte auf Auftragsfertiger. Er ließ die Lagerbestände von Monaten auf Tage schmelzen. Das half Apple, bei dem schnellen Modellwechsel in der Elektronikbranche keine Auslaufgeräte als Altlasten herumliegen zu haben.

Cook sei seine beste Personalentscheidung gewesen, habe Jobs einmal geschwärmt. Die beiden hätten sich vom ersten Moment an verstanden.

Ähnlich wie Jobs gilt Cook als öffentlichkeitsscheuer Workaholic, der lange im Büro bleibt, viel Zeit im Flieger verbringt und auch mal E-Mails mitten in der Nacht verschickt. Cook und Jobs eint nach Ansicht früherer enger Mitarbeiter ihre Liebe zum Detail. "Trotz ihrer Unterschiede im Stil ist die Intensität, mit der sie arbeiten, fast gleich", sagt Mike Janes, ehemaliger Chef beim Apple iTunes-Store. "Sie sind beide Perfektionisten."