Nord-Ostsee-Bahn will eigene Verhandlungen. GDL sagt Gespräch mit Arbeitgeber ab

Kiel/Frankfurt. Im Tarifstreit bei den Privatbahnen ist trotz Einsetzung eines Schlichters kein Ende in Sicht. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) einigte sich gestern zwar mit der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG), die zur Hamburger Hochbahntochter Benex gehört, mit der Cantus Verkehrsgesellschaft und der Metronom Eisenbahngesellschaft auf den ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU) als Schlichter.

Doch die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) und deren Gesellschafter Veolia Verkehr Deutschland sowie die Veolia Verkehr Sachsen-Anhalt (VVSA) lehnten ein Schlichtungsverfahren unter Milbradt ab. Die Nord-Ostsee-Bahn strebt ein eigenes Schlichtungsverfahren mit der GDL an, um die regionalen Besonderheiten besser berücksichtigen zu können, sagte der NOB-Sprecher Jörg Puchmüller dem Abendblatt.

Auch bei der AKN Eisenbahn AG, der Vogtlandbahn und der Hohenzollerischen Landesbahn ist derzeit noch kein Ende des Tarifkonflikts absehbar. Die AKN wird seit Wochen von der GDL bestreikt, da sie nach Angaben der Gewerkschaft zu keinen Verhandlungen bereit sei: "Die AKN bewegt sich keinen Millimeter. Sie sitzt den Streik aus."

GDL-Chef Claus Weselsky bezeichnete Milbradt als erfahrenen Schlichter, der auch in der schwierigen Materie einen tragbaren Kompromiss erzielen könne. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass die Schlichtung für die drei Firmen mit ihren rund 350 Lokführern etwa acht Wochen dauere. Schlichtungsstart ist der 30. August. Innerhalb der Frist wurde striktes Stillschweigen vereinbart, Streiks sind ausgeschlossen.

Die Nord-Ostsee-Bahn habe sich zwar grundsätzlich zu einer Schlichtung bereit erklärt, aber auf einer kompletten Abtrennung des Verfahrens bestanden, sagte Weselsky. Die GDL habe selbst diesen Punkt zugestanden. Danach habe Veolia jedoch weitere Forderungen erhoben. "Es herrscht somit Stillstand und die Gefahr einer erneuten Eskalation", drohte Weselsky.

Die NOB sieht sich unterdessen von der Absage einer für gestern geplanten Gesprächsrunde zur Konfliktlösung durch die GDL völlig überrascht. Damit breche die Gewerkschaft den Lösungsprozess einseitig ab, kritisierte die NOB-Geschäftsführerin Martina Sandow. Laut NOB hat es mit der GDL bereits deutliche Annäherungen gegeben - bei der Qualifizierung und Weiterbeschäftigung von Lokführern nach traumatischen Erlebnissen. Die GDL sah für ein zweites Gespräch dagegen keinen Bedarf, da ein Protokoll für die Schlichtung bereits unterzeichnet sei. Die NOB bestreitet dies - und so liegen beide Seiten wieder weit auseinander.