Die Geduld der Bahnfahrer ist seit Langem erschöpft. Immer wieder werden Pendler mit Streiks bei den Privatbahnen überrascht, sie kommen zu spät zur Arbeit oder zu Terminen. Für die Reisenden mit der AKN zählt der Notfahrplan längst zum Alltag. Umso erfreulicher ist es, dass sich die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zumindest mit einem Teil der Arbeitgeber auf eine Schlichtung geeinigt hat. Sachsens früherer Ministerpräsident Georg Milbradt soll nun Positionen zusammenbringen, die sich seit Monaten unversöhnlich gegenüberstehen. Eine große Aufgabe. Ob die angesetzten acht Wochen reichen, bleibt zwar zu hoffen, ein Scheitern ist aber nicht ausgeschlossen.

Der Streit zwischen GDL und Privatbahnen ist für Außenstehende kaum mehr nachvollziehbar, zumal für 95 Prozent aller Lokführer - bei der Deutschen Bahn - die neuen Verträge bereits gelten. Erst recht nicht, dass sich der Schlichtung wiederum fünf Anbieter entziehen. Dazu zählen auch Nord-Ostsee-Bahn und AKN. In der Folge bedeutet dies, dass die Gewerkschaft die Unternehmen erneut mit Streiks überziehen dürfte.

Um dies zu verhindern, sollten sich jetzt alle Privatbahnen bemühen, wieder für einen reibungslosen Betrieb zu sorgen. Ein Schlichtungsverfahren ist hierzulande traditionell die beste Form, eine Einigung herbeizuführen. Diese Chance muss von allen ergriffen werden. Die meisten Privatbahnen gehören zu europäischen Konzernen oder Staatsfirmen und sind keineswegs kleine Start-ups. Sie haben das finanzielle Polster, angemessene Rahmenbedingungen und Löhne für den verantwortungsvollen Job ihrer Lokführer zu bezahlen.