Der Reishersteller hat einen neuen Chef. Christian Strasoldo führt von Hamburg aus jetzt auch Marken wie Birkel

Hamburg. Christian Strasoldo, 50, ist neuer Chef beim Reiskonzern Euryza in Hamburg und bemüht sich in seinem noch völlig kahlen, uneitel kleinen Büro um eine Beschreibung seiner Marken. "Also manchmal haben Sie ja an ganz komischen Stellen Hunger, und dann zählt eben Schnelligkeit", beschreibt er das Einsatzgebiet seiner neuen Reissorten "einfach lecker", die wie durch ein kleines Wunder schon nach drei Minuten in der Mikrowelle bissfest auf dem Tisch stehen. Beim Essen mit der zukünftigen Schwiegermutter sollte es vielleicht kein Reis aus dem Beutel sein - oder eventuell zu diesem Anlass gerade, korrigiert sich der Manager schmunzelnd, "dann gelingt er wenigstens".

Gut, Strasoldo kocht selber nur in Notfällen, das entschuldigt so manche Erklärungsnot in kulinarischen Fragen. Aber wenn es um Marken geht, kann dem Manager wohl niemand etwas vormachen. Er war 18 Jahre beim Nivea-Hersteller Beiersdorf, dann Geschäftsführer bei Colgate und verantwortlich für die Zahnpasta-Ikonen Elmex und Aronal.

In seinem neuen Job bei Euryza ist Strasoldo nun für eine ganze Reihe von bekannten Marken verantwortlich, für Oryza, Reisfit, aber auch für die großen Namen deutscher Nudelanbieter: Birkel, 3 Glocken und Möwe.

Die Nudelmarken werden erst neuerdings von der Hamburger Zentrale der Euryza auf der Veddel gemanagt. Sie gehören wie die Reisanbieter allesamt zum spanischen Lebensmittelriesen Ebro, einer börsennotierten Gruppe mit Sitz in Madrid, die führend im Reisgeschäft und nach eigenen Angaben der zweitgrößte Nudelproduzent weltweit ist. Unter dem Dach von Ebro sei ein "stimmiges Portfolio von lokalen und nationalen Marken mit hoher Eigenständigkeit" versammelt, erklärt Strasoldo das Selbstverständnis der Gruppe. Im Zuge der Zusammenführung der Marken in Hamburg musste die bisherige Verwaltung in Waiblingen Arbeitsplätze abbauen, dafür ist der Standort in der Hansestadt um rund ein Dutzend neue Stellen auf 110 Mitarbeiter gewachsen. Wer Glück hat, arbeitet bei Euryza nun mit Blick auf den Peutekanal, kann kreischende Möwen bei der Jagd beobachten. Alle paar Tage legen Schiffe mit Reis aus Spanien, Asien oder den USA an der Kaimauer des 16 000 Quadratmeter großen Firmengeländes an. Hamburg ist auch wegen Euryza, die einst mit "Sind Sie reif für diesen Reis?" für die Marke Oryza geworben hat, Deutschlands wichtigster Umschlagplatz für Reis.

Nach der Neustrukturierung beherbergt die Hafenstadt an diesem maritim wirkenden Ort nun nicht mehr nur eine der größten europäischen Reismühlen für 70 000 Tonnen Reis im Jahr, in der das Naturprodukt gesäubert und poliert wird. "Wir haben die Zentralfunktionen für alle Marken in Hamburg konzentriert und erweitert, weil wir hier bereits eine bestehende Verwaltung haben", sagt der in Harvestehude lebende gebürtige Rheinländer. Die Integration des Managements der Nudel-Marken soll spätestens im Herbst abgeschlossen sein.

Beim Reis, aber auch bei den Nudeln ist Strasoldo auf kreative Ideen angewiesen. Die beiden Welten können sich dabei sogar gegenseitig befruchten. Was jedes kleine Kind beim Reis kennt, kommt jetzt auch mit den Nudeln in den Topf: Birkel bringt erstmals eine Nudel im Kochbeutel, drei Minuten reichen dem Hartweizenprodukt beim Kochen. Der Trend zu "Convenience", also Arbeits- und Zeitersparnis in der Küche, sei ungebrochen, ist Strasoldo überzeugt. "Wenn Sie ungeduldige kleine Kinder haben, zählt eben jede Minute", sagt der Familienvater lachend.

Auf neue Produkte sind die Lebensmittelhersteller auch in den Verhandlungen mit den Handelsriesen wie Edeka oder Rewe angewiesen. Der Preiswettbewerb ist insbesondere in Deutschland so hart, dass die Kosten für die deutlich teureren Rohstoffe nur selten beim Endverbraucher ankommen. Der Preis für Reis ist auf dem Weltmarkt seit 2010 um gut ein Drittel angestiegen, die Kosten für Hartweizen haben sich sogar verdoppelt. Für besonders begehrte Lebensmittel können die Produzenten allerdings eher höhere Preise durchsetzen.

Außerdem können Innovationen und Kochhilfen womöglich mehr Deutsche vom Reis überzeugen. Denn es gibt noch Potenzial: Die Chinesen essen das Getreide bereits zum Frühstück und verbrauchen 120 Kilo Reis im Jahr, die Deutschen kommen noch nicht mal auf vier Kilo.