Nachvollziehbar sind die Kapriolen, die sich seit Wochen an den Börsen weltweit abspielen, nicht mehr. Um fast sechs Prozent stürzte der Deutsche Aktienindex gestern ab - dabei gab es weder einen ergebnislosen Gipfel zur Zukunft des Euro noch andere frustrierende Ereignisse für die Wirtschaft. Sogar die vermeintlichen Experten gaben sich vergleichsweise ratlos, tippten auf eine Computerpanne oder flüchteten sich in noch obskurere Begründungen. Von einer fehlenden "charttechnischen Unterstützung" war die Rede, oder die angeblich höheren "wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe" und der gesunkene "Philly-Fed-Index" sollen schuld gewesen sein. Schweigen wäre in diesem Fall wohl die bessere Alternative gewesen.

Ohnehin haben die wirren Analysen und Reflexionen des aktuellen Börsengeschehens gerade in wirtschaftlich so turbulenten Zeiten kaum noch einen Nutzwert für die Anleger. Im Gegenteil: Sie sorgen für mehr Unruhe, erhöhen die Nervosität. Analysten und andere sogenannte Fachleute sollten sich klar darüber sein, dass sie mit ihren Stellungnahmen oft mehr Schaden anrichten als zur Aufklärung beitragen.

Dem langfristig orientierten Anleger bleibt derweil nur der Blick auf die reale Situation vieler Aktiengesellschaften, die mit den fallenden Kursen wenig gemein haben. Denn deutsche Aktien sind im internationalen Vergleich günstig, die meisten Unternehmen machen glänzende Geschäfte und freuen sich über eine ordentliche Auftragslage. Ruhe bewahren ist in hektischen Zeiten ohnehin das beste Rezept. Auch wenn dies an der Börse derzeit schwerfällt.