Die Airline fliegt ab Oktober nicht mehr von Hamburg an den Main. Passagiere müssen sich auf steigende Preise einstellen.

Hamburg. Noch macht Air Berlin die günstigsten Preise, wenn Reisende von Hamburg nach Frankfurt fliegen wollen. Wer etwa am 19. August in die Bankenmetropole aufbrechen will und am 22. August wieder nach Hamburg zurückkehrt, zahlt bei Air Berlin rund 140 Euro, 53 Euro weniger als beim Konkurrenten Lufthansa. Je nach Tag und Zeitpunkt macht die Berliner Airline Angebote, die um 20 bis 50 Euro unter den Lufthansa-Preisen liegen. Lange wird das nicht mehr so bleiben, denn ab 2. Oktober stellt Air Berlin die Strecke Hamburg-Frankfurt ein, erfuhr das Abendblatt aus Branchenkreisen. Damit wird die Strecke wieder zu einem Lufthansa-Flugmonopol.

Air Berlin wollte sich dazu nicht äußern und verwies auf eine Telefonkonferenz am heutigen Donnerstag. Doch wer ab 2. Oktober die Strecke zwischen Hamburg und Frankfurt auf der Internetseite von Air Berlin buchen will, liest bereits: "Zu den von Ihnen gewählten Daten besteht keine Verbindung." Im Oktober sind lediglich montags noch einige Verbindungen vom Main an die Elbe möglich. Erst heute will das Unternehmen die Halbjahreszahlen bekannt geben und sich auch zu den Streichungsplänen äußern. Denn die Route zwischen der Elbe und Frankfurt dürfte nicht die einzige Strecke sein, die aufgegeben wird. Bereits vor einigen Tagen kündigte das Unternehmen nach tiefroten Zahlen im zweiten Quartal an, künftig weniger Flugverbindungen anzubieten. Im zweiten Halbjahr sollen über eine Million Sitzplätze bei der Airline gestrichen werden.

Am Hamburger Flughafen ist Air Berlin die zweitgrößte Fluggesellschaft und bietet täglich fünf Verbindungen nach Frankfurt an. Die Strecke wird vor allem als Zubringer zum Drehkreuz Frankfurt genutzt und hat eine hohe Bedeutung für Geschäftsreisende. "Wir würden das Ausscheiden von Air Berlin auf dieser Verbindung sehr bedauern", sagt eine Sprecherin des Flughafens. Konkurrent Lufthansa genießt den Triumph nur still. "Kein Kommentar", heißt es aus der Konzernzentrale.

Air Berlin hatte die Verbindung nach Frankfurt erst im Oktober 2009 aufgenommen. "Im vergangenen Jahr konnte auf der Strecke das Passagieraufkommen um 25 Prozent gesteigert werden, doch unter dem Strich blieb der Airline kaum ein Gewinn", sagt ein Branchenexperte. "Das Unternehmen hat jetzt gegenüber der Lufthansa klein beigegeben, weil es trotz steigender Passagierzahlen nicht gelungen ist, höhere Preise durchzusetzen."

Denn für die vielen Geschäftsreisenden zählt nicht nur der Preis. Da die Lufthansa täglich zwölf bis 14 Verbindungen von der Elbe an den Main anbietet, können die Vielflieger flexibler umbuchen, wenn sich ihre Geschäftstermine ändern. Außerdem wollen viele Geschäftsreisende offenbar nicht auf das Sammeln von Meilen bei Lufthansa verzichten, obwohl auch Air Berlin den Kunden ein vergleichbares Programm anbietet.

Ob sich die Lufthansa auf einen neuen Wettbewerber auf der Strecke einstellen muss, ist noch offen. "Die Strecke ist wegen des hohen Aufkommens an Reisenden attraktiv, aber Herausforderer brauchen einen langen Atem", sagt Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. "Denn Lufthansa ist in Frankfurt eine Macht und wird die auch künftig ausspielen." In Branchenkreisen wurde der Billigflieger EasyJet, der schon in Hamburg vertreten ist, als Interessent gehandelt. Die Airline hat zwar Interesse, künftig auch von Frankfurt aus zu starten, doch innerdeutsche Ziele liegen weniger in ihrem Fokus.

Ohne Konkurrenz dürfte es für die Passagiere künftig teurer werden. "Für Lufthansa ist es kein Problem, die Kapazitäten auf der Strecke Hamburg- Frankfurt aufzusaugen", sagt Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg. "Aber der fehlende Wettbewerb dürfte sich preislich nicht zugunsten der Passagiere auswirken."

Air Berlin leidet nach vielen Übernahmen von Konkurrenten wie LTU unter mangelnder Profitabilität. In den vergangenen drei Jahren wurde kein Gewinn mehr eingefahren.